Kein Essen. Nur Architektur.
Während des Aufenthalts in Leipzig ein Abstecher nach Dessau.
Insgesamt drei Führungen mitgemacht, informativ, den ein oder anderen Extraraum aufgeschlossen bekommen, sehr zu empfehlen.
Zuerst die Meisterhäuser. Nachdem Thüringen 1924 eine rechtskonservative Landesregierung bekam, musste das Bauhaus bald aus Weimar umziehen und wurde von dem Dessauer Bürgermeister eingeladen. 1926 gebaut, zu besichtigen sind:
Haus Gropius, später von dem zweiten Direktor Mies van der Rohe bewohnt.
Nach Zerstörung im Krieg und Abriss eines dort entstandenen Einfamilienhauses mit Satteldach (!), wurde das Haus 2014 wieder aufgebaut, und zwar mehr oder weniger als Rohbau mit dem ursprünglichen Grundriss, genannt „Architektur der Unschärfe“.
Haus Moholy-Nagy/Feininger beherbergt Künstler aus aller Welt, die nach ihrem Aufenthalt eine Ausstellung im Haus Gropius hinterlassen.
Haus Muche /Schlemmer wurde so nahe am Original wie möglich restauriert, moderne Raumaufteilungen, technische Innovationen und insbesondere die Farbgestaltung machen den Besuch sehr interessant.
Haus Kandinsky/Klee wird zur Zeit renoviert.
Danach zum eigentlichen Schulgebäude von Walter Gropius, mit der vor das Gebäude gehängten Glasfassade. Hier befinden sich die Werkstätten und Ateliers, Verwaltungsräume, Mensa und Aula. Interessant auch das nur im Rahmen einer Führung zu besichtigende Direktorenzimmer.
Wer besonders nah am Bauhaus-Feeling sein will, kann im Ateliergebäude (Prellerhaus) übernachten. „Im Sinne des Bauhauses ist die Einrichtung minimalistisch“…
Schließlich die Reihenhaussiedlung Dessau-Törten.
Diese Häuser waren, in einer Zeit gravierenden Wohnungsmangels, zur Selbstversorgung mit Gemüsegarten und Nutztierhaltung vorgesehen. Außerdem wurden durch vorgefertigte Bauteile die Kosten niedrig gehalten.
Besondere Innovation war das sogenannte Metro-Klo, eine im an das Haus anschließendem Stallgebäude untergebrachte Torftoilette, deren Reste dann in einer Kloake nach der Kompostierung direkt aus dem Gartenbereich entnommen werden konnte, um dort als Dünger eingesetzt zu werden.
Ja, die geschlossenen Öklokreisläufe. : )
Leider ist nur ein Haus, welches auch zu besichtigen ist, nahe dem Originalzustand. Bei den restlichen Häusern haben die Wiedervereinigung und die damit einhergehende Verbreitung von Baumärkten teilweise beeindruckende Veränderungen hinterlassen…
Das sogenannte Stahlhaus wurde ebenfalls restauriert, das direkt nebenan liegende Haus Fieger befindet sich in Privatbesitz und ist blickdicht von Bäumen und Sträuchern umgeben, ja fast überwuchert.
Im nördlichen Dessau, direkt an der Elbe, liegt das Kornhaus, 1929 von Carl Fieger als Ausflugsgastätte errichtet. Keine Führung, nur Kaffee und Kuchen. Aber schick.
Die Stadt Dessau baut für das 100-Jährige Jubiläum des Bauhauses 2019 ein Museum, in dem diverse Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden sollen. Man darf gespannt sein.