Restaurant Schützenhof, Glashütten-Schloßborn

Kleinod im Taunus

 

Gediegenes Fachwerkhaus mit einem etwas moderneren Teil des Hauses, der Bleiglasbereich dunkler und rustikaler.

Eine kleine, aber sehr gemütlich-romantische Sommerterrasse, mitten im Ortskern gegenüber der Kirche. Keine Angst, die Lage ist nicht wirklich verkehrsumtost, die lautesten Geräusche aus der Außenwelt sind gelegentlich vorbeischiebende Kinderwagen oder ein vorlauter Hund.

Der Patron Lothar Mohr, obwohl ausgebildeter Koch, macht den Service, während seine Frau in der Küche steht. Und dort liefert sie ausgezeichnete Arbeit. Beide erstellen die Menüs zusammen, wodurch Herr Mohr die einzelnen Gänge mit viel Fachkenntnis und einem, nun, ganz persönlichen Stil erläutern kann.

Zum Aperitif wurde ein Amuse mit Tamarillo (auch als Baumtomate bekannt) und einem Paprika-Auberginenröllchen gereicht, dazu Brot und aufgeschlagene Butter mit Limettenzeste und gemörsertem bunten Pfeffer.

Der Tamarillo leicht säuerlich, schöner Kontrast zum Fruchtgemüse.

Die Tamarillos, so wie auch alle Kräuter des Menüs wachsen übrigens in Töpfen auf ebendieser Terrasse.

Danach ein Salat mit Sommersteinpilzen und frittierten Kräutern, unter anderem Ysop, dazu ein fruchtig-spritziger Ten Rocks Sauvignon aus Neuseeland.

Den Rest des Menüs nahmen wir nun drinnen ein. Dort wurde eine klare Tomatenconsommé mit Ziegenkäse-Royal und Basilikum gereicht, die Consommé mit einem „Hintergrundrauschen“ von Sternanis verfeinert. Klassisch, elegant und delikat.

Loup de mer mit Zucchini-Quendel (Quendel ist wilder Thymian), Krustentiersauce und Soba-Nudeln. Der Wolfsbarsch auf den Punkt gegart, vermutlich in Knoblauchöl confiert, die Sauce großartig, während die Sobanudeln zwar lecker, aber irgendwie für mich nicht ganz stimmig zum Fisch waren. Begleitet von einem Weißwein der Tenuta Sant Antonio aus Venetien, Telos, aus 80% Garganega und 20% Chardonnay.

Grapefruit Granité mit Campari und Wermut bianco.

Granités halte ich oft für ein überflüssiges Füllsel einer Menüfolge, ja ich weiß, soll den Gaumen entspannen und auf den nächsten Gang einstimmen, bleibt aber meist wässerig und belanglos.

Campari und Grapefruit gaben brachten aber mit bitter und sauer zwei Geschmacksrichtungen zusammen, die etwas Spannung erzeugten.

Rehbockrücken mit Schalotten und Rotweinzwiebeln, Brennesselknödel, Lemon-Myrtle-Luft.

Topp!

Weder Schäumchen noch Wild gehören zu meinen Favoriten, aber das Fleisch war erstklassig und wieder einmal perfekt gebraten, die Wolke „Luft“ war toll aromatisiert und gab dem Gericht das gewisse Etwas.

Dazu ein Haut Medoc 2010 von der Domaine Le Verderet. Schöne Reife, prima zum Reh.

Als Dessert Kirschen in Rotwein, Portwein und Cassisreduktion, Pfeffer-Eis, Anis-Knusper-Segel.

Tolles, feines Dessert, dunkel, würzig, und außerdem wurde ein herrlicher Süßwein dazu serviert.

Ein völlig zu unrecht vernachlässigtes Stiefkind der Weinwelt, hier ein potenter, schwerer Banyuls Helyos 2015

Das Menü 82 Euro plus 41 Euro einzeln abgerechnete Weinbegleitung.

Alles in allem: Hervorragend! Fein abgestimmte Aromen, handwerklich präzise.

Hingehen lohnt sich.

 

Restaurant Schützenhof
Langstraße 13
61479 Glashütten / Ortsteil Schloßborn

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