Kuala Lumpur, Malaysia

Auch wenn Reisen momentan nicht zu unseren täglichen Beschäftigungen gehört, hoffen wir doch alle darauf, dass es bald wieder möglich sein wird.
Hier also ein paar längst überfällige Eindrücke aus Kuala Lumpur, zur Ablenkung im Homeoffice.

Petronas Türme KL

Weiterreise nach Malaysia, ein Land, in dem man sich in der Landessprache (Bahasa Malaysia) mit den Worten „Apa khabar? Sudah makan?“ (Wie geht’s? Hast Du gegessen?) begrüßt. Sehr sympathisch.

In Kuala Lumpur angekommen, gleich auf den Weg gemacht um die nächstgelegen Leckereien zu erkunden. In der Nähe des Hotels liegt das indisch geprägte Viertel Brickfields.

Nachdem man sich aus der klimatisierten Luxuswelt des Hotels entfernt, und die klimatisierte Luxuswelt einer riesigen Shopping-Mall, in der sich auch der Hauptbahnhof versteckt, durchquert hat, trifft man auf so mancherlei indische Spezialitäten, z.B. im Sentral Chappati House.

Wenn man sich am Höllenfeuer eines brutal heißen Tandoor-Ofen direkt am Eingang vorbeigedrückt hat, eröffnet sich die Welt der indischen Straßenküche mit Frittiertem, Geschmortem, Gegrilltem und Gebackenem, Naan, Poori, Chappati, Dhal, Bryiani Reis, Currys und Korma in schlichtem Ambiente.

Der nächste Tag begann wieder mit einer gebuchten Foodtour, passenderweise „Off the Eaten Tracks“ genannt.

Kurzer Einschub zum öffentlichen Nahverkehr in Kuala Lumpur: Hypermodern, super sauber, durchgehend klimatisiert und an jeder Station eine (saubere!) öffentliche Toilette. Das kann ich aus Mitteleuropa nicht immer berichten. Es gibt LRT (Light Rapid Transit, eine Art Schnellbahn, vollautomatisch und fahrerlos), MRT (Mass Rapid Transit, etwa wie eine U-Bahn), die etwas vollere kleine Monorail-Linie, Busse und den KLIA-Ekspres zum Flughafen.

Mit dem sehr freundlichen Guide Timothy und einem weiteren, ebenfalls sehr sympathischen und foodaffinen deutschen (Nicht-) Paar

starteten wir in der Keramat-Mall (LRT-Station Dato‘ Keramat)
am Stand von Kak Dayah. Die sind spezialisiert auf Nasi Kerabu, wörtlich Reissalat. Aber was für einer!

Göttlich.

Ein unglaubliches Potpourri an frischen Aromen. Dazu gehören der mit einer blauen Blüte eingefärbte Reis, mit Fisch gewürzte Kokosraspel, Sambals, und natürlich die Shrimpcracker Krupuk.
Das wunderschöne Arrangement wird erst gebührend bewundert, und danach herzhaft durchgemischt.
Rangiert mindestens unter den Top-3-Gerichten des gesamten Urlaubs.

Am Stand nebenan (1 Chopati) verspeisten wir noch ein paar Chapatis und fluffig ausgebackenes Poori mit köstlicher Rinderhackleisch-Beilage.

Direkt neben der Mall Richtung Westen schließt sich ein kleiner Markt an, mit diversen Händlern und Garküchen. Hier ist das Leben noch nicht ganz so klinisch wie in KL-City, oder gar in Singapur.

Zuerst gab es Murtabak, eine Art Omelett mit verschiedenen Füllungen, hier mit Mutton, also Hammelfleisch. Das hatten wir auch schon in Singapur gegessen und ist dort sehr beliebt. Sieht nicht besonders aufregend aus, schmeckt aber prima.

Beim Bummel über den Markt an einigen der wichtigsten Zutaten der malaysischen Küche vorbeigekommen. Ikan Bilis (getrockneter, sardellenartiger Mini-Fisch), mit abenteuerlichem Gerät geraspelte Kokosflocken,

und die für das Nasi Kerabu benötigte Ingwerblüte, genannt Torch ginger!

Auch so einiges vor sehr kurzer Zeit noch sehr lebendiges Getier.

 

Da! Kuhlunge!

Dann wurde es aber auch wirklich wieder Zeit zu essen, die letzte Mahlzeit war ja auch schon eine knappe Dreiviertelstunde her!

Am Grillstand von Mat Teh werden verschiedene, in einer Currymarinade eingelegte, Fischsorten im Bananenblatt gegrillt, für mich gab es Stingray, also

Stachelrochen. Ein Fisch mit festem Fleisch und der von mir sehr geschätzten “blätterigen“ Konsistenz.

Grandios. „Soo lecker“, spätestens jetzt wurde es ein deutsches Lehnwort in der malaysischen Sprache…

Dazu noch eine Hühnersuppe, die zwar recht simpel erschien, aber außergewöhnlich würzig und wohlschmeckend war. Das Geheimnis der Würze tauchte nach ein paar Löffeln auf.

Sind so kleine Füße

Ein paar Meter weiter wieder einmal die Versuchung der süchtig machenden malaysischen Süßspeisen. Nicht widerstanden.

Danach in Little India (das muslimisch geprägte indische Viertel) zu einem für seinen Teh Tarek berühmten Foodstall, das ABC Bistro Cafe. Teh Tarek ist ein, auch in Singapur allgegenwärtiges, Getränk aus schwarzem Tee und Kondensmilch, das in hohen Bogen kunstvoll in das Glas geschenkt wird, und so den nötigen Schaum erhält.

Klingt süß und merkwürdig, hat sich aber, neben frischem Kokoswasser, Zuckerrohrsaft, Lime Juice und Soursop (auf deutsch Stachelannone oder Sauersack – hierzulande völlig unbekannt, aber sehr interessanter Geschmack) zu meinem Lieblingsgetränk in der Hitze entwickelt.

Noch ein wenig Sightseeing im ehemaligen britischen Regierungsviertel, erbaut im neomaurischen Stil, an gelegentlichen Instagram-Victims vorbei,

ein kurzer Schwenk über den Central Market mit Kunsthandwerk und Mitbringseln und dann, wurde auch Zeit, noch etwas zu essen!

In einer Seitenstraße, quasi im Durchgang, niemals hätte ich dort gutes Essen vermutet, geschweige denn probiert, einen Querschnitt durch die chinesische Küche verkostet. Sehr, sehr gut, den genauen Ort weiß ich leider nicht mehr.

Vermutlich keinen Hunger mehr, aber immer noch Appetit!

Die auf drei Stunden angesetzte Tour ging inzwischen in die sechste Stunde, wohl weil es allen, inklusive Guide, großen Spaß gemacht hat. Ein Riesenlob dafür! Ich mache nur selten Werbung, aber die Jungs von Food Tour Malaysia haben es verdient! Vielen Dank an Timothy. Weihnachten war übrigens erst knapp zwei Wochen her.

Wenn der eigene Job mal wieder unerträglich ist: Immer daran denken, man könnte auch bei 32 Grad im Weihnachtsmann-Kostüm herumstehen müssen!

Nächster Tag ein Besuch in der lokalen Markthalle Pasar Besar im Viertel Taman Tun Dr. Ismail, auf den U-Bahn-Plänen pragmatisch abgekürzt mit TTDI.

Sehr authentisch, eine bunte Auswahl an regionalen Lebensmitteln, Gewürzen und Gewürzmischungen. Und natürlich etwas zu essen..

Makrele, Tempeh, in Sojasauce gekochtes Ei, irgendwas Grünes.

Zum Lunch in den Malaysian Petroleum Club eingeladen worden. Dieser liegt recht effektvoll und sehenswürdig im 33. Stock der Petronas-Towers, an der Skybridge, die beide Türme verbindet.

Obwohl die Speisekarte voller Stolz so einige europäische Gerichte verzeichnet, habe ich mich für einen sehr guten Nasi Kampung (gebratener Reis nach Art des Dorfes) entschieden. In dieser Lokalität etwas ordentlicher angerichtet als in den Garküchen.

Abends durch das Amüsierviertel Bukit Bintang: Hier war es mir zum ersten Mal in KL zu touristisch, mit Anwerbern für die vielen Restaurants mit Special offers, den besten Touristenmenüs mit inkludiertem Bier usw.

Ebenso empfand ich den vielgerühmten Petaling Street Market. Wer günstig eine garantiert echte Rolex kaufen möchte ist hier aber richtig.

Hier noch eine kleine Impression von einem x-beliebigen Straßen-“Restaurant“, in der die Leute aus den umliegenden Büros ihr Mittagessen einnahmen. Zwei üppige Portionen mit alkoholfreien Getränken für zusammen 20 Ringgit, knapp 4,50 Euro.

(Restoran Telawi, an der Jalan Tugu unter dem Fußgängerübergang der Station Pasar Seni Richtung Westen)

Gelato: Oder auf malaysisch „Aiskrim“

In der Suria KLCC Mall unter den Petronas-Towers gibt es den Eisstand Inside Scoop (und eine gigantische Filiale des Kinokuniya-Buchladens!).

Beim Betrachten der Auslage fragte die nette junge Verkäuferin auf deutsch „Wollen Sie probieren?“ Es stellte sich heraus, dass sie drei Monate an dem Goethe-Institut in Aachen verbracht hatte.
Wollten wir.

Eissorten waren, neben „Standards“ wie Grüner Tee oder Matcha Tiramisu, z.B. schwarzer Sesam, Teh Tarek und selbstverständlich Mango Lassi.
Hier ein Eis mit Kokosnussasche.

Preislich auf sehr europäischen Niveau, das heißt für einen Eisbecher bekäme man im vorgenannten Straßenrestaurant vier warme Mahlzeiten, lohnt sich aber.

Keine Südostasienreise sollte enden ohne Durian probiert zu haben, oder?
Eine Frucht, deren Geruch man unweigerlich schon wahrgenommen hat, wenn man durch die Straßen geht, aber nicht einordnen kann.

Nicht umsonst heißt es über die Frucht: „Die Durian schmeckt wie Himmel und riecht wie Hölle.“

Ich hatte mich langsam herangetastet. Auf dem Weg nach Singapur bei der Zwischenlandung in KL einen gefriergetrockneten Durianwürfel probiert, das war gar nicht schlecht. Und ein Schokoladenstückchen mit Duriangeschmack, da hatte ich (und meine nähere Umgebung) den ganzen Tag (eher gemischte) Freude dran.

In Melaka (deutsch Malakka, dazu demnächst mehr) gab es etwas, dass mich zum erstenmal Durian wirklich gut finden lies: Chendol, geschabtes Eis mit Kokosmilch und Durianfrucht.

Zurück in KL war es nun nach so viel Vorbereitung Zeit die wahrhaftige Frucht zu probieren.
Durian sind recht groß und auch recht teuer, aber viele Straßenstände bieten ausgelöste Teile portionsweise an. Es gibt wohl verschiedene Arten und Qualitäten, ich kenne mich da nicht aus und habe die dunklere, teurere Sorte genommen.
Freundlicher- und vorausschauenderweise wurden Einweghandschuhe gleich mit serviert…

Anthony Burgess (A Clockwork Orange) schreibt in seinem Buch „Time for a Tiger“: „Dining on durian is a lot like eating vanilla custard in a Latrine“
also etwa “wie einen Vanillepudding in einer öffentlichen Toilette zu essen.“

Das kommt der Wahrheit schon recht nahe, ich als Hesse würde es geschmacklich als sehr, sehr reifen, weichen Handkäse mit exotischem Fruchtgeschmack beschreiben.

Aber ich mag reifen Handkäse, und Durian auch. Mit einem Stück in der Größe ist man allerdings ausreichend bedient.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, ich war schwer beeindruckt von dem Aufenthalt. Von so ziemlich allem, den durchweg superfreundlichen Leuten, der Modernität, aber vor allen Dingen dem Essen. Und davon gab es reichlich, eines leckerer und aromatischer als das andere.

Und weil das Essen so einen hohen Stellenwert im malaysischen Alltag einnimmt, gibt es in den Zügen sogar reservierte Sitzplätze für Leute, deren Bauch nach dem Mahl noch rumort! 🙂

 

 

 

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