Bars in Kuala Lumpur

Malaysia ist ein muslimisches Land, daher könnte man vermuten es gäbe nur wenige Bars, das ist aber zumindest in Kuala Lumpur beileibe nicht der Fall. Alkohol ist zwar in den Garküchen und kleinen Imbissrestaurants eher unüblich, aber in Supermärkten und „normalen“ Restaurants jederzeit erhältlich. Außerdem sind etwa ein Viertel der Bevölkerung Chinesen, und die essen und trinken alles.

Der erste Cocktail lag quasi auf der Hand, denn in der Hotelbar unserer Unterkunft namens Aviary Bar wurde er 1973 erfunden: Der Jungle Bird Cocktail. Dunkler Jamaika-Rum, Campari, Limetten- und Ananassaft.

Nicht schlecht, aber man merkt dem Drink die siebziger Jahre doch etwas an. 40 Ringgit (knapp 9 Euro). Für je 60 Ringgit gibt es 4 weitere, moderne Varianten, aber es zog mich doch nach draußen, zu anderen Etablissements.

Die beeindruckendste Location ist mit Sicherheit die Helipad Bar. Auf dem Dach eines Hochhauses ist tagsüber ein in Benutzung befindlicher Hubschrauberlandeplatz, ab 18 Uhr werden ein paar Bändchen an den Rand gestellt und die Stühle rausgeholt.

Um dorthin zu gelangen muss man das Menara KH Hotel betreten und in den 34. Stock hinauffahren.
Da zahlt man 50 Ringgit „Eintritt“, was aber als Verzehrbon in ein Getränk umgewandelt wird, und geht über eine schmale Treppe auf das Dach.

Die Cocktailkarte verspricht keine Highlights, aber darum geht es hier auch nicht, mit einem Glas Wein in der Hand ist man gut bedient und genießt die, nun, ich denke spektakuläre ist das richtige Wort, Aussicht.

Helipad Bar Kuala Lumpur

Die beste klassische Cocktailbar jedoch befindet sich in einem unscheinbaren Wohngebiet im Viertel Bangsar. Der Name ist eine Hommage an die berühmte Bartenderin des Savoy Hotels in London, Ada Coleman, genannt Coley.

Eine recht kleine Bar, hinter dem offen gestalteten Eingang (warum muss ich bei dem Schnittmengendiagramm an die Tomba Brion denken?) folgt ein gemütlicher Schlauch mit großer Theke.

Coley Bar Kuala Lumpur

Sechs Angestellte plus dem Besitzer Kho Chee Kong, genannt CK Kho, waren anwesend.
Und jeder machte alles, Gäste empfangen, Gläser abräumen, Bestellungen aufnehmen und die Cocktails mixen, sehr entspannt und locker.

Schöne Auswahl an präzise gemixten Standards und Longdrinks, und ein Menü mit Signature-Drinks mit den herrlichen Aromen Malaysias, wie Kokosnuss, Erdnussbutter, Pandan, Gula Melaka (Palmzucker), und so weiter.

Als Einstimmung einen Molly’s Kiss mit Brandy, Chartreuse verte, Melon liqueur und Limettensaft, und einen „Double Barrel“ (Rye, Noilly Prat Dry, Antica Formula, Orange Bitters, Lemon Twist).

Das war schon mal ausgezeichnet, und da die Bar sich langsam füllte und die Stimmung sehr gut war bestellten wir noch einen „The Lion’s Tales“ (Bourbon, All Spiced Dram, Limette, Zucker, Angostura) und „Kokolak“, mit zweierlei Rum, Plantation Dark und Gosling Gold Seal, Toasted Coconut, Gula Melaka und fermentiertem Reis.

Kokolak

Bombe!

Der Kokolak war mein absoluter Favorit, eine perfekte Verschmelzung westlicher Cocktailkunst mit den Düften Südostasiens!

Die Coley Bar wurde also nicht zu Unrecht 2019 zur besten Bar Malaysias gewählt.

Drinks jeweils 44 oder 48 Ringgit, plus 6% Service (10-12 Euro).

Und wie heißt nun Cocktail auf malaysisch? Genau, „Koktel“.

Aviary Bar
Lobby Level, Hilton Kuala Lumpur
3 Jalan Stesen Sentral
50470 Kuala Lumpur

Helipad
34 Menara KH, Jalan Sultan Ismail,
50250 Kuala Lumpur
(direkt an der Monorail-Station Raja Chulan)

Coley Cocktail Bar
6-G Jalan Abdullah
59000 Bangsar, Kuala Lumpur

Bars in Singapur

Und abends in die Bar…
In Singapur befinden sich einige der besten Bars der Welt, so behauptet es jedenfalls die berühmte Liste.

Auf den Streifzügen durch Kampung Glam ist uns ein Haus, bzw. ein Wolkenkratzer aufgefallen, direkt gegenüber der MRT (Mass Rapid Transit = U-Bahn) Station Bugis:

Parkview Square.

Ein taiwanesischer Tycoon hat sich hier seinen Traum von einem Gebäude im Art-deco-Stil verwirklicht.
Architektonisch recht exaltiert, die Singapurer nennen es auch Gotham Building, es würde wirklich eher zu Batman nach Gotham City, als nach Singapur passen. Aber durchaus beeindruckend.

Die dreistöckige Lobby im Erdgeschoss, dezente 15 Meter hoch, beherbergt die Atlas Bar.

Sieht aus wie eine üppige Hotelbar, es gibt aber kein Hotel im Gebäude, nur Büros, Botschaften etc. Und das ZDF-Studio Singapur, nobel, nobel.

Vor der aktuellen Nutzung als Bar war hier ein Restaurant, und der Gintower mit 1200 Flaschen da im Hintergrund war früher ein Weinkühler, von weiblichen Servicekräften im Feenkostüm bedient, die an Drahtseilen schwebend die Weine herausholten…

Das war aber anscheinend sogar für die Crazy Rich Asians leicht drüber, und so gibt es inzwischen hier eine Bar ohne Feen.

Das komplette dritte Stockwerk birgt ein Museum mit der modernen Kunstsammlung des Erbauers
C.S. Hwang, kostenlos zu besichtigen.

Auch im Außenbereich sind so einige Skulpturen, und ein goldener Kranich, der gerade startet in Richtung China. Ein Symbol für das Heimweh Hwangs, der übrigens nur neun Monate nach der Eröffnung des Gebäudes verstarb.

Nun, dieser überkandidelte Prunk wollte doch bei einer gepflegten Cocktailkreation genossen werden.
Aus der themenbasierten Karte (nach Dekaden sortiert: The Jazz Age, Tutmania, The Zeppelin etc.) haben wir gewählt:
einen Great Amun (Spanish Gin, Vermouth dry, Chartreuse verte, Fino sherry, celery bitters)

und einen Atlas Martini, je 25 Sgd (etwa 16 Euro).
Beide ausgezeichnet.

Martinis werden übrigens auch mit teilweise antiken Gins aus der gigantischen Sammlung gemixt, mit einem Gin aus dem Jahr 1910 kostet er dann 250 Singapur Dollar…

An einem anderen Abend war eigentlich war ein Besuch im Native geplant, hatte aber einfach zu am Neujahrstag. Ohne Hinweis im Internet, auch kein Zettel an der Tür. Nun gut, ein paar Schritte weiter zu Operation Dagger, war aber auch geschlossen. Hier hing wenigstens eine Nachricht an der Tür. Leicht frustriert durch das Ann Siang Hill Viertel geschlendert, da erreichte mein Ohr Musik und Gläserklirren von einer Dachterrasse.

Dies kam aus dem Hotel „The Other Room“, auf dessen Dach sich eine Bar befindet, die sich passenderweise „The Other Roof“ nennt.
Keine Hotelbar, beide arbeiten unabhängig voneinander, die Barchefin Macarena Rotger bezeichnet das Verhältnis aber als „befreundet“.

Coole Location, hübsche Dachterrasse, aufmerksamer Service.
Zu trinken gab es einen Cocktail namens 1928, mit Gin, Campari, Cointreau und Vermouth dry (also ein anderer Name für einen Lucien Gaudin), und einen Old fashioned way (Ardbeg, Chocolate bitters, Zucker, Angostura, Rum diplomatico port cask finish), für je 25 Sgd.

Die Deko am Glas war erfrischend spartanisch, dafür wurde der Cocktail zum selber eingießen in einem Flachmann serviert.

Hervorragende Drinks, tolle Entdeckung.

Atlas Bar
600 North Bridge Rd, Parkview Square
Singapur

The Other Roof
28 Ann Siang Road
Singapur