Castelletto di Brenzone, Venetien

Auf der Rückfahrt einen Zwischenstopp am Lago di Garda eingelegt.

In der Nähe von Bardolino ist übrigens ein von Carlo Scarpa erbautes Wohnhaus, die Casa Ottolenghi (Ottolenghi? Kommt einem bekannt vor? Ja, der gute Yotam hat italienische Vorfahren.).

Das Haus ist leider nicht öffentlich zugänglich, aber auf dieser Webseite gibt es ein paar Bilder. Ein leuchtendes Vorbild für den stilvollen Einsatz von Beton im privaten Haus:

Casa Ottolenghi Bardolino

Der Gardasee selbst war eigentlich nur als Unterbrechung auf der Rückreise von Umbrien gedacht, entpuppte sich aber als sehr idyllisch. Was natürlich auch an der Wahl des Dörfchens lag, in dem ich vor, uuh, etwa 35 Jahren mehrfach mit den Eltern den Urlaub verbracht hatte. Denn in Castelletto di Brenzone ist die Zeit etwas stehengeblieben, und der Lago nicht ganz so touristisch wie an anderen Orten.

Auch das Hotel (nicht dasselbe wie damals) atmete den Charme der 60er, nachdem wir den Aufenthalt um eine Nacht verlängert hatten in der angrenzenden Dependenza den Charme der 80er…

Ein höchst sympathisches Schwesternduo führt die Geschäfte.

Sorelle Brighenti

Die Gäste mit Halbpension essen im Hotel, für mich sollte es aber die Pizzeria Belvedere sein.

Die Erinnerung verklärte da möglicherweise ein wenig, der Blick vom großen Balkon ist immer noch fantastisch, die Pizza gut, der Rest blieb auf dem bodenständigen Niveau einer Pizzeria.

Deutlich besser hingegen die Locanda Alla Fassa, ein geschmackvoll eingerichtetes Restaurant mit romantischer Panoramaterrasse direkt am Ufer.

 

Jakobsmuscheln mit Limetten- und Minze-Creme, Tarallicrumble.

Ganz ausgezeichnet. Taralli sind diese kleinen, tortelliniförmigen, salzigen und eher harten apulischen Kekse. Klein gekrümelt, mit einem Hauch Peperoncini,  sehr gut passend.

Nudeln mit Lachs und Pfirsich. Uffa! Obst an der Pasta! War aber erstaunlich lecker.

Als Hauptgerichte einen Wolfsbarsch mit Fenchelgemüse und ein Kalbsragù mit Pilzen, beides hervorragend, dazu einen leckeren Custoza von Menegotti. Und dieser Blick auf den See.

 

Ach, Olivenöl!

Das vom Gardasee ist etwas ganz besonderes, feinfruchtig, gelbgrün mit zartem, leicht süßlichem Geruch. Und Polyphenole zuhauf.

Nebenbei die nördlichste Olivenanbauregion der Welt.

Die Oleificio Piccoli Produttori (eine Kooperative kleiner Produzenten) verkauft Öl vor Ort, hauptsächlich aus der autochthonen Sorte Casaliva.

Ein Beispielbaum direkt gegenüber des kleinen Geschäftes:

Cultivar Casaliva

Schäppchenjäger aufgepasst: Auf der einen Seite im Regal die Flaschen mit dem teuren DOP-Siegel (geschützte Herkunftsbezeichnung), auf der anderen die Flaschen ohne Siegel. Mit dem gleichen Inhalt.

Der freundliche Verkäufer beim Blättern in einem Buch mit alten Fotos aus Castelletto:

 

 

Locanda Alla Fassa
Via Beato Giuseppe Nascimbeni 11
37010 Castelletto di Brenzone

Belvedere
Via Marniga 38
37010 Marniga di Brenzone

Hotel Pace
Via Marniga 10
37010 Marniga di Brenzone

Oleificio Piccoli Produttori
Via Vespucci 6
37010 Castelletto di Brenzone

 

Perugia, Umbrien

Il cuore verde d’Italia

 

Wie schrieb eine Reisejournalistin mal so schön: „Perugia ist wie Mittelalter mit WhatsApp, und das fühlt sich wunderbar an.“

Das trifft es ziemlich genau. Die Hauptstadt Umbriens, dem grünen Herz Italiens, obwohl uralt (mindestens 2500 Jahre, vermutlich aber schon früher besiedelt), ist dank der vielen Studenten jung, lebendig, und ausgehfreudig. Zum Zeitpunkt unseres Besuches fand außerdem noch das Umbria Jazzfestival statt. Was, neben der Schokoladenmesse Eurocioccolato im Herbst, die einzige Zeit ist in der in der Stadt viele Touristen sind. Sonst bevölkern eher Einheimische den Corso Vanucci, die eleganteste Flaniermeile Mittelitaliens.

Ein Flughafen von lediglich regionaler Bedeutung, keine Kreuzfahrtschiffe, und nur einmal am Tag ein Frecciarossa, der italienische Hochgeschwindigkeitszug. So bleibt man von Massentourismus verschont.

Der Hang der italienischen Jugend zur abendlichen Passeggiata, oder le vasche, wie man in Perugia sagt, lässt aber Samstag abends kein Gefühl der Einsamkeit aufkommen.

Die Innenstadt ist weitgehend autofrei, dank eines (für einen im Grunde genommen immer noch typischen Borgo, auf einem Hügel gelegen und voller winziger Gässchen) modernen Verkehrskonzeptes: Eine Einschienenbahn, genannt MiniMetro, Rolltreppen und ein Fahrstuhl transportieren die Passanten von den unten gelegenen Parkplätzen, dem Bahnhof und dem Busbahnhof in die Oberstadt.

Der Bahnhof ist übrigens mit einem Wartesaal von außergewöhnlicher Schönheit und Verfall ausgestattet.

Einkaufen

Umbrò

Ein Lebensmittelgeschäft mit Produkten aus Umbrien. Ausschließlich.

Wurst- und Käsetheke, Wein, Gemüse, diverse Delikatessen.
Im Untergeschoss Gastronomie mit Panoramaterrasse, die Apericena (Getränk und Buffet) für 7 Euro.

Von einer Kooperative gegründet, die sich „cultura, bellezza, bontà“ (Kultur, Schönheit, Qualität, bzw. Geschmack) auf die Fahnen geschrieben hat.

Toll.

Antico Frantoio

Die Familie Trampolini betreibt hier eine Olivenmühle mit hochklassigen Olivenölen, probieren und vor Ort kaufen möglich.

Der Sohn produziert auch Craftbier.

Caffè

Die Institution: Das Caffè Sandri auf dem Corso Vannucci. Die Decke bemalt, der Service in roten Jacken, der Caffè espresso außerordentlich teure 1 Euro 20.

Leckerste, hausgemachte Schokoladenversuchungen gibt es bei Mastro Cianuri. Auch tolles Eis.

Abends sind, den Studenten sei dank, vielfältige Möglichkeiten der Zerstreuung, Bars, Pubs, etc.

Stellvertretend möchte ich nur eine, nennen wir es Musikkneipe, erwähnen:

Marla.

Marco führt hier seit 5 Jahren einen vibrierenden Club mit vielen Livekonzerten.

Während des Jazzfestivals jeden Abend Jamsessions.

 

A tavola!

Mittags bei Cammino Garibaldi auf ein Getränk draußen gesessen, am Nachbartisch wurde ein gut aussehendes Gericht serviert: Pappa al pomodoro con Burrata.

Flugs bestellt, und siehe da, diese sehr traditionelle mittelitalienische Brot-Tomatensuppe war ganz hervorragend, frisch und angenehm sommerlich, die Burrata  sorgte für das Quentchen Etwas.

Wie immer in Umbrien und der Toskana die Suppe eher fest als flüssig.

Il Giardino

Sehr versteckt gelegenes Gartenlokal, (genaue Lage auf der Facebookseite herausfinden) eigentlich mehr Garten als Lokal, man kann nämlich nur draußen sitzen. Aber überraschend anspruchsvolle Küche.

Spaghetti vongole mit roter Bete

Wer denkt hier nicht an „Oops! I dropped the lemon tart!“ von Massimo Bottura?

Nur im Sommer geöffnet.

Il Tempio

Am nördlichen Stadttor gelegene Weinbar, mit kleinen Snacks. Tolle Auswahl an umbrischen Weinen. Bisschen Toskana ist auch dabei.

Zum Wein einen köstlichen Brotsalat mit –

Burraaataa!

Selten liebevoller serviert bekommen als von Remigio,

der mit seiner Tochter Claudia das Geschäft betreibt.

Osteria a Priori

Kleines, familiengeführtes, gemütliches Lokal, tagsüber Enoteca mit Weinverkauf, abends warme Küche.

Es gab als primi:
Fagiolina del trasimeno, eine uralte lokale Bohnensorte.

Stracciata al tartufo, ein Filatakäse, etwa in der Art von Mozzarella, mit „Perugia, Umbrien“ weiterlesen

Tomba Brion

Kleiner Ausflug zur modernen Architektur, Palladio hatten wir ja schon.

Die Ehefrau des Industriellen Giuseppe Brion aus dem Veneto beauftragte den Architekten Carlo Scarpa für sich und ihren verstorbenen Ehemann ein Grabmal zu erschaffen. Grabmal ist vielleicht nicht das richtige Wort, eher ein Monument oder ein japanischer Tempelgarten? Vermutlich von allem etwas.

Brion war Inhaber der Elektronikfirma Brionvega, die hauptsächlich mit Radiogeräten modernsten Designs erfolgreich war. Scarpa erhielt völlig freie Hand bei der Gestaltung des über 2000m² großen Areals.

Carlo Scarpa blieb zeitlebens die gebührende Anerkennung versagt, da er zwar Architekturdesign studiert hatte und in Venedig als Professor der Architektur graduierte. Die italienische Regierung veränderte jedoch die Zulassungsbestimmungen für Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg, und ein neuerliches pro forma Examen verweigerte er. Als Folge dessen mussten seine Assistenten die Bauprojekte offiziell führen und unterzeichnen, und er wurde von missgünstigen Kollegen gelegentlich als Inneneinrichter verspottet.

Mit der Tomba Brion gelang ihm in den 70er-Jahren sein Meisterwerk.

Über den Friedhof der Gemeinde gelangt man zum Komplex.

Trotz des fast brutalistischen Einsatzes von sehr viel Beton ist der Ort eine Idyll der Kontemplation, mit einer bezaubernden Formensprache.

 

Der Haupteingang mit der öffentlich für Totenmessen genutzten Kapelle wurde leider zum Zeitpunkt unseres Besuches renoviert, aber auch der zugängliche Teil der Anlage mit dem japanisch anmutenden Garten und Seerosenteich, den vielen kleinen Details und Blickachsen verströmt eine betörende Poesie.

Auch der Dorfjugend gefällt’s.

Nach seinem Unfalltod 1978 in Japan wurde Scarpa knapp außerhalb der Grabanlage beerdigt (senkrecht, mit Leinentüchern umwickelt nach der Art eines mittelalterlichen Ritters [!]).

Tomba Brion
Via Brioni
31030 San Vito di Altivole

 

 

I would like to explain the Brion Cemetery…I consider this work, if you permit me, to be rather good and which will get better over time. I have tried to put some poetic imagination into it, though not in order to create poetic architecture but to make a certain kind of architecture that could emanate a sense of formal poetry….The place for the dead is a garden….I wanted to show some ways in which you could approach death in a social and civic way; and further what meaning there was in death, in the ephemerality of life – other than these shoe-boxes.” (Carlo Scarpa)

Padua, Venetien

Veneziani, gran Signori
Padovani, gran dottori*

 

Padua, eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Gut 200.000 Einwohner, durch die vielen Studenten sehr quirlig und lebendig. Und außer einigen Pilgern zu der Basilika des Heiligen Antonius recht untouristisch.

Der Blick fällt hier auf den Palazzo della Ragione, dem Justizpalast aus dem 13. Jahrhundert, heute unter anderem ein Museum. Vor dem Palast ein täglicher Markt für Haushaltsartikel, auf der anderen Seite Obst und Gemüse. In den Arkadengängen Lebensmitteleinzelhändler. Fisch, Käse, Öl, Pferdefleisch.
Paradiesisch.

Am ersten Morgen gleich eine kleine Flusskreuzfahrt von Padua nach Venedig auf dem Brentakanal unternommen.

Sehr entschleunigt lässt man die Landschaft an sich vorbeiziehen, während die Reiseleitung wissenswertes (auf deutsch und italienisch) über die zahlreichen Villen entlang der Strecke erzählt.

Drei davon werden auch besichtigt, Villa Pisani, Villa Widmann und Villa Foscari, genannt La Malcontenta.

Auf der Fahrt werden zahlreiche Schleusen und Brücken passiert. Niedrige Brücken…

Die Villa Pisani ist die größte der drei Villen,

die gelungenste aber wohl die von Andrea Palladio 1550-60 erbaute Malcontenta.

Seine Wiedergeburt der römischen Antike prägte einen ganzen Baustil, den Palladianismus, und später den Klassizismus.

Das Weiße Haus in Washington, zum Beispiel, ist in diesem Stil erbaut.

Am Ende der ganztägigen Tour erreicht man schließlich Venedig, von der Kanalmündung geht es über die Lagune um dann „in stile“ an der Piazza San Marco anzulanden.

Einen Schritt auf den Boden gesetzt ist die Ruhe der Flussfahrt auch schnell „Padua, Venetien“ weiterlesen

Freiburg

Kurzbesuch in Freiburg.

Die Freiburger genießen den Luxus eines werktäglichen Erzeugermarkts am Münster (Montag bis Freitag von 7:30 bis 13:30, samstags bis 14:00). Auf der Nordseite schöne Produkte vom Kaiserstuhl und dem Markgräflerland, und Imbissstände mit der berühmten Freiburger Langen Roten.

Auf der Südseite Kunsthandwerk, Delikatessen und Blumen.

Nicht zu vergessen Stefans Käsekuchen, famos über die Grenzen des Breisgau hinaus.

 

Abends gebummelt auf der Suche nach einem Restaurant, für eine Tapasbar im Studentenviertel entschieden: La Pepa (Moltkestr. 27).

Fast ausgebucht, kleine Warteschlange am Eingang, trotzdem freundlich und flink bedient worden von Laura, wie sich später herausstellt Ehefrau des spanischen Besitzers und: Italienerin.

Frittierte Garnelen im Filoteig, Papas arrugadas, eine sehr gute Ceviche und ein perfekt gebratener Oktopusarm sorgten für einen zufriedenen Abend. Und die Flasche des guten Rueda.

Ach, und zum Dessert eine Tarta de Santiago, ein Mandelkuchen, stilecht mit Malaga zum daraufgießen serviert.

Beim Verdauungsspaziergang eine Gruppe von Tango-Aficionados entdeckt, die einen stillgelegten Brunnen zum Ort der Begegnung umfunktioniert haben.

Abends in die Bar:

One Trick Pony (Oberlinden 8)

2018 von einem Fachmagazin in drei Kategorien für deren Bar Awards ausgezeichnet.

Für die Nichtraucher ein langer Tresen im Durchgangsbereich (warum kommt mir das Wort Schlauch in den Sinn?), mit gut sortiertem Barstock.

Hinten ein sehr großzügiger Raum für die Raucher, mit Galerie über zwei Etagen.

Die Getränkekarte im Comicstil (ganz witzig: Die Gincocktail-Hauskreation mit Basilikum wird von einem mit Lorbeerkranz verziertem Jörg Meyer präsentiert, kleine Hommage an die deutsche Barlegende und Schöpfer des Gin Basil Smash).

Wir bestellten einen eigentlich alkoholfreien Drink mit Roter Bete, aufgepeppt mit ein wenig Alkohol: Code Red mit Geist (12 Euro) und ein Boaty’s Back (Zitronengras-Rum, Wermut, Holunder, 11 Euro).

Schön gemacht, nettes Team, aber zu müde für einen zweiten Drink.

 

Am nächsten Tag nur sparsam gefrühstückt und zum Mittagessen in das

The Gramercy (Fischerau 28)

Moderne Einrichtung in hellen Grautönen.

Zum Aperitif einen sehr guten Vouvray von der Loire, Troglodyte von Alain Robert.

Als Vorspeise gab es Burrata mit Orangen.

Hoppla, kenne ich doch? Stimmt, ist ein Rezept von Ottolenghi, hatte ich im Oktober an dieser Stelle zubereitet. Nun, scheint ein gutes Rezept zu sein und war, wie erwartet, delikat abgestimmt.

Anstelle des Desserts für die Begleitung ein Zwischengang: Ravioli mit Ricotta und Salbei, sehr klassisch, aber hundert Prozent selbstgemacht und zartschmelzend aromatisch.

Hauptgang für mich Frikadellen, gegenüber Bäckchen, mit Fleisch von ein und demselben Rind, mit Kartoffelpüree und Gemüse. Tolles Fleisch mit einem leckeren Tropfen vom Kaiserstuhl, einem Spätburgunder vom Weingut Abril.

Zum Abschluss noch eine kleine Käseauswahl, das Mittagsmenü mit 3 Gängen kostete 35 Euro. Angemessen und empfehlenswert.

Sebastian Trefzer hat hier eine präzise Küchenleistung gezeigt, und die umsichtige Carolin Reichenbach im Service steuert ihren Teil dazu bei, um eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen.

Nur mittags geöffnet!

 

Eine kleine Abkühlung auf der Dachterrasse des Skajo (Kaiser-Joseph-Strasse 192), schöner Blick auf das Münster und über die Stadt.

 

Gut besucht, abends vermutlich ein wenig schicker als der Rest des fahrradfahrenden, rucksacktragenden Birkenstock-Freiburgs. Aber tagsüber ganz entspannt.

Nach einem kleinen Shopping-Rundgang (Gefahr! Kochbücher!)

auf einen kleinen Imbiss mit Getränk in den sehr zentral gelegenen Biergarten Feierling (Gerberau 46). Trubelig und wuselig, aber für ein erfrischendes Bier genau richtig.

Sprach ich neulich im Artikel über Florenz von aussterbenden Eisenwarenläden? Freiburg hat einen! Warum kann der existieren?

Hilfreich ist natürlich keine Ladenmiete zu zahlen, ich vermute dies ist hier der Fall. Und die gute Lage am Schwabentor, aber das alleine rettet keinen kleinen Einzelhändler. Abgesehen von dem umfangreichen Sortiment auf kleinstem Raum, von einzelnen Schrauben über Blumenerde, Gartengeräten hervorragender Qualität von der Schwarzwaldschmiede, bis zu an der Decke hängenden Fahrrädern ist es wohl der Service, der den Unterschied macht.

Der Inhaber versprüht eine umwerfend gute Laune, und nimmt sich die Zeit mit jedem zu plaudern, ohne geschwätzig zu sein.

Luitpold Bauer (Oberlinden 25)

Gen späteren Abend noch eine Ausstellung mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten besucht:

Two Degrees Celsius

Fotograf Tom Hegen

Veranstalter und Sponsor Markus Specht begleitete und erklärte uns das Konzept und die Entstehung des Projekts.

Tom Hegen fotografierte Luftbilder, aus dem Flugzeug und dem Helikopter, von abschmelzenden Eismassen in Island und der Antarktis.

Fotografien von betörender Schönheit, und ohne den mahnenden Zeigefinger zum gegenwärtig allgegenwärtigen Thema Klimaerwärmung zu erheben, liefern die Bilder einen erschreckenden Eindruck von der sich verschlechternden Situation des Eises an den Polen.

Dazu gibt es noch eine etwa halbstündige Multimediaschau.

https://www.scene-art-statement.com/

Noch bis zum 6. Juli zu sehen, eine Verlängerung ist aber schon geplant. Danach weitere Termine in verschiedenen deutschen Städten.

Florenz

Die Blühende

 

Die Wiege der Renaissance, die Ponte Vecchio, abertausende von Touristen.

Alle Klischees werden erfüllt, und trotzdem (oder gerade deswegen?) hat Florenz einen unwiderstehlichen Charme. Wunderbar zu Fuß zu erforschen, und wer versucht sich tagsüber von Dom, Ponte Vecchio und der Piazza della Signoria fernzuhalten hat sogar etwas Bewegungsfreiheit.

Die Schlangen vor den Uffizien, der Accademia, dem Aufgang zur Domkuppel oder dem Campanile von Giotto sind lang, daher empfehle ich auch auf die Sehenswürdigkeiten der „zweiten Reihe“ zu achten, die in weniger reich beschenkten Städten immer noch eine verdiente Hauptattraktion wären.

Zum Beispiel die von den Touristenströmen vergessene wunderschöne Piazza della Santissima Annunziata, mit dem von Brunelleschi erbauten sehenswerten Ospedale degli Innocenti (Hospital der Unschuldigen), einem Waisenhaus in dem Findelkinder abgegeben wurden, die dann alle den Nachnamen Innocento bekamen. Nicht ohne Grund ist dies daher ein heute immer noch häufig vorkommender Florentiner Familienname.

Oder das Museum Bargello, früher unter anderem Gericht und Sitz der Stadtwache, heute sind dort die Originale diverser Skulpturen von Donatello, Giambologna und Michelangelo und die beeindruckenden Keramiken der Künstlerfamilie della Robbia ausgestellt.

Oder Kirchen, in denen Zitronen wachsen. Hier Santo Spirito.

Aber die klassischen Sehenswürdigkeiten werden an anderen Stellen ausreichend beschrieben, ich konzentriere mich heute auf die kulinarischen Erfahrungen in der Stadt.

Eines vorweg: Florenz ist teuer. Aber es ist verdammt schwer hier schlecht zu essen, vorausgesetzt man hält sich von überteuerten Touristenfallen fern. Oder von billigen Touristenfallen:

Und wer sich auf der Piazza della Signoria oder der Piazza della Reppublica im Caffè Rivoire oder bei Gilli draußen hinsetzt, darf sich über „un conto salato“, eine gesalzene Rechnung, nicht wundern. Die Fiorentini sind überzeugte Anhänger des 3-Preise-Systems, al banco, a tavola, a fuori (an der Theke, am Tisch und draußen), und wer einen schönen Blick genießen will zahlt halt etwas mehr.

Erster Tipp, zum ersten eintauchen in die toskanische Küche:

Der Mercato Centrale (Piazza del Mercato Centrale, Via dell’Ariento).

Im Untergeschoß ein funktionierender Markt, im Gegensatz zu anderen Markthallen in touristisch überfluteten Städten (z.B. die Boqueria in Barcelona), noch relativ authentisch. Touristen wollen leider nur Melonenstückchen kaufen, keinen ganzen Schwertfisch. Doch auf ein paar Mitbringsel wie Olivenöle, fertige Pasta, Gewürze usw. muss auch hier niemand verzichten.

Im Obergeschoß dann ausschließlich gastronomische Stände.

Einige von ihnen verkaufen ihre Produkte aus dem Erdgeschoß, den Hamburger-Stand mit Chianina-Rindfleisch betreibt ein Metzger von unten, der Franzose David Bedu führt die ausgezeichnete Bäckerei und Pasticceria Pank, der Fischhändler bereitet diverse „Florenz“ weiterlesen

Karlsruhe

Kurzer Besuch in Karlsruhe.

Abends in das Restaurant „sein“
Modern, aber unprätentiös eingerichtet.

Ich wählte das 4-Gang-Menü zu 70 Euro plus 34,- Weinbegleitung, die Begleitung (nicht der Wein, sondern die weibliche) zwei einzelne Gerichte plus Dessert.

Als Amuse zweimal geschlagene Butter: Eine Nussbutter und einmal Butter mit Sahne.

Etwas befremdlich die rollenden Wassergläser, ich glaube von Sempli. Als Tumbler für den Whisky bestimmt eine nette Spielerei, für das Wasser bevorzuge ich pragmatischere Gläser, die nicht vor einem fliehen…

Erster Gang geräucherte Forelle und Guacamole, klein aber fein.

Danach eine Kalbsconsommé, mit Madeira, eventuell Portwein verfeinert. Sehr, sehr gut!

Absolut klar und von einer bestechenden Konzentration. Eine gute Consommé mag einfach erscheinen, ist aber ein handwerklich recht aufwendiges Gericht.

Als nächster Gang ein Hummertatar mit Jaipur Curry gewürzt, in Ponzu eingelegte Gurke und eine Art Eis aus Mango. Curry zum Hummer klappt ausgezeichnet, auch die anderen Aromen harmonierten prima. Dazu ein Riesling Alsace von der Domaine Trimbach, Selection des vielles vignes.

Das war in der Kombination mit dem Tatar großes Kino, und ganz klar der beste Wein des Abends.

Gegenüber wurde gleichzeitig ein gebratener Steinbutt mit Nussbutterpüree, Spinat, Perigordtrüffel und einem Vin jaune-Jus serviert, sehr delikat (42,-).

Nun folgte Pulpo in Kokossuppe mit Ingwer, darauf ein gebratener Sojasprossensalat mit knusprigen Kokoschips und ein paar Tropfen Basilikumöl. Der Tintenfisch war auf den Punkt gegart, die Suppe nicht zu mächtig und die angebratenen Sojasprossen setzten mit der Vinaigrette einen interessanten Gegenpart dazu.

Danach das gebratene Rinderfilet, plus einem gebackenem Klops, zweierlei Brokkoli (einmal gepickled, und einmal als Püree), Eigelbcreme und Sauce périgourdine.

Wein: Eine Cuvée namens Beryll aus Cabernet/Merlot/Zweigelt von Schwegler, die hat mich nicht allzu begeistert, das Fleisch hingegen war fantastisch, und die Saucen ganz besonders.

Für die Begleitung die Rinderschulter 48h geschmort, butterzart, mit Karotte, Vanille und Madeirajus (18,-), dazu ein Rioja von Sela, beides stieß auf großen Anklang!

Als „Süße Einstimmung“ ein Prédessert, ein Mini-Churro mit Apfelkompott und Vanilleschaum.

Zum Dessert für mich ein Brie de Meaux mit Trüffel, Tannenhonig, Kerbel, Feigenbrot und -marmelade. Wein dazu: Ein Muskateller aus dem Markgräflerland von Martin Wasner.

Dieser war hervorragend, Käse, Trüffel und Tanne kombiniert jedoch für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten, die Aromen zu stark. Vielleicht war aber auch nur ich zu schwach.

Die Wahl der Valrhonaschokolade warm & kalt mit Himbeere, Frischkäse und Vanille war da stimmiger.

Wer mitgezählt hat: Das waren fünf Gänge plus Amuse und Pre-dessert. Nett. Vielleicht war aber die Forelle auch noch ein Post-Amuse…?

Küchenchef Thorsten Bender ging nach dem Menü von Tisch zu Tisch und plauderte interessiert mit den Gästen. Nach unserem Lob für die Leistung der Küche, mit dem Zusatz „Wir sind zum ersten Mal hier“, kam als Antwort:

„Ich weiß!“

Da achtet jemand auf seine Kunden.
Gerne wieder.

 

Vor dem Essen zum Aperitif in eine Bar, das

Guts & Glory 

Der Tresen ist am Kopfende des Raumes in der Mitte, und soll einem Boxring ähneln, schickes Beleuchtungskonzept, an den Wänden Boxerfotos und diverse Utensilien wie z.B. Boxhandschuhe.

Zum Auftakt ein Americano mit Punt e Mes, Orangenbitter und relativ viel Soda, passte aber.

Und ein „Früchte des Südens“, Pimm’s, Erdbeere, Holundersirup und Amaro, frisch und lecker.

Nach dem Restaurantbesuch sind wir noch einmal eingekehrt:
Für die Dame einen Martinez mit dem Guts & Glory Hausgin, 12,-

Der Cocktail namens „Kaiserstraße“ klang für mich vielversprechend:
Revolte Rum, Mezcal, Toasted Sirup, Acid cordial, Orange, Yuzu und Safranfäden, 12,-

Beide Drinks perfekt gemixt und sehr wohlschmeckend, feine Süße/Säure-Balance bei der Kaiserstraße.

Der Besitzer Mo Kaba, optisch eine Mischung aus Samuel L. Jackson und Catweazle (aufgrund der Bartfrisur), erwies sich als souveräner Gastgeber. Den Laden hat er routiniert im Griff, und obwohl später gut gefüllt, musste niemand lange auf sein Getränk warten, und er fand trotzdem noch Zeit für einen kleinen Plausch mit uns.

Außerdem besitzt er diesen coolen Eiswürfel-, bzw. Eiskugelbereiter. 

 

Anmerkung: Dieser Artikel brauchte mal wieder etwas länger bis zur Fertigstellung. Kurz nach unserem Besuch wurde dem Restaurant „sein“ ein Michelin-Stern verliehen.

Zu Recht. Glückwunsch!

Restaurant sein
Scheffelstraße 57
76135 Karlsruhe

Guts & Glory
Hirschhof 5
76133 Karlsruhe

Paris, der Rest des Tages

Nach dem Besuch in Rungis fuhren wir zu unserem Hotel und hatten den Rest des Tages zum Bummeln durch Paris. Da die Zimmer erst um 15 Uhr bezugsfertig waren, bestand auch keine Gefahr nach einem Nickerchen liegenzubleiben. An dieser Stelle war festzustellen, dass eine Nacht durchzumachen immer noch möglich ist. Nur geht es nicht mehr so spurlos wie früher an einem vorbei…

Nach einem Spaziergang durch die Tuilerien, einem Abstecher in die Galeries Lafayette, die übrigens ein Dachcafé mit hübscher Aussicht haben,

 

und einigen netten Cafés zog es uns zu einem Küchenladen, den ich noch von früheren Besuchen kannte:

E. Dehillerin.

Ein Kupferparadies. Recht altertümlich, fast verstaubt wirkend, ähnelt dieses Geschäft eher einem gutsortierten Eisenwarenladen. Plastikschnickschnack sucht man vergeblich.

 

 

Im Schaufenster ein Stück französischer Küchengeschichte: Eine Entenpresse!

Um die Ecke, etwas versteckt in einem Innenhof, übrigens ein weiteres empfehlenswertes Küchengeschäft: Verrerie des Halles.

Auch dieses eher auf den professionellen Kunden ausgerichtet.

Abends ein Restaurantbesuch bei L’Antre Amis,

einem typischen Vertreter der französischen Bistronomy-Bewegung, die „Paris, der Rest des Tages“ weiterlesen

Paris, Großmarkt Rungis

Fahrt zum Großmarkt Rungis, organisiert vom Verband der Köche.

Der größte Lebensmittelgroßmarkt Europas, ja der Welt. Mit 234
Hektar Fläche größer als Monaco, ein eigenes Krankenhaus, eine eigene Müllverbrennungsanlage, eigener Bahnhof, Apotheken, Banken etc., um die etwa 30000 Menschen, die hier täglich, bzw. nächtlich, arbeiten zu versorgen.

In einer fidelen Nachtfahrt im Bus, die von den Köchen mit allerlei Reiseproviant und üppigem Getränkevorrat verkürzt wurde, erreichten wir den Großmarkt und passierten, zusammen mit täglich etwa 24000 weiteren Fahrzeugen, die Einlasskontrolle.

Um 4 Uhr 30 morgens steht also eine Gruppe leicht übermüdeter Reisender vor den Toren der Fischhalle und wird im angeschlossenen Besucherzentrum in hübsche Kittelchen und Häubchen gesteckt.

Seit zwei Uhr morgens wird hier verkauft, leider schließt die Halle bereits um 5 Uhr 30 und war daher schon etwas „leergefischt“. Trotzdem waren noch so einige ausgefallene Fischarten zu bewundern.

Da die Entfernungen so groß sind, nutzten wir den für die Reise gemieteten Bus, um von der Fischhalle zur Fleischhalle zu fahren.

Nun gibt es nicht nur eine Fleischhalle in Rungis, sondern deren 7. So wie es auch 9 Gemüsehallen und 5 für Käse und Milchprodukte gibt. Auf dem Rundgang besuchten wir jeweils eine.

Hier erwarteten uns erstaunliche Mengen von Fleisch exzellenter Qualität. Während der deutschsprachige Marktguide mehrfach erwähnte, das hier auch ganz tolles Simmenthaler Rind aus Deutschland verkauft würde, hatten es mir jedoch die “malerischen“ Limousin-Rinderhälften angetan.

Eine eigene Halle übrigens nur für Innereien.

Danach die Milchprodukte, also hauptsächlich Käse. Hier wies der Tourguide daraufhin, dass nur der Rohmilchkäse überhaupt als Käse bezeichnet werden dürfte. Womit er natürlich absolut Recht hat…

 

Ein kurzer Gang durch die Blumenhalle, in der hauptsächlich Schnittblumen verkauft werden. Kann man nicht essen, also schnell weiter.

Nun zu den Langschläfern in der Obst- und Gemüsehalle, die doch tatsächlich erst um 5 Uhr öffnen und bis 11 Uhr vormittags verkaufen. Hier war es dann auch deutlich entspannter und fröhlicher, als in den anderen Hallen.

Zum Abschluss des Besuches, etwa gegen 9 Uhr, gab es für die Gruppe ein reichhaltiges Frühstück mit ordentlich Wurst, Käse und Marmeladen in einem der vielen Restaurants bzw. Cafés auf dem Marktgelände. Was allerdings als Diät- und Schonkost daherkam, im Vergleich zu den üppigen Tellern der dort nach der Schicht speisenden Arbeitern. Ganz zu schweigen von den beachtlichen Mengen konsumierter alkoholischer Getränke frühmorgens. Aber für die Rungis-Mitarbeiter ist es ja Mittag- oder sogar Abendessen.

 

Düsseldorf

Am Tag nach dem Besuch bei Anthony’s Kitchen noch ein paar Stunden durch Düsseldorf geschlendert. Wirklich nur kurz, daher nur drei, nein vier Empfehlungen:

Butch.

Ein Küchenladen. Ein wenig auf die Leserschaft des Beef!-Magazins ausgerichtet, man kann hier auch ungefähr die letzten 20 Ausgaben kaufen. Hauptsächlich qualitativ hochwertige Hardware, Pfannen, Töpfe, Messer, ein paar Küchengeräte. Kleines Sortiment an Gewürzen, Fonds, etc.

Gute Auswahl, gute Beratung.

Cucina.

Auch ein Küchenladen. Im Keller Großgeräte wie z.B. Designerkühlschränke und Küchenzeilen von der Werkbankküche.

Oben von allem etwas, Kochbücher, Gewürze/Soßen/Pestos, diverse Kochutensilien, ein paar Töpfe und Pfannen, Holzbretter, Tableware etc. der Richtung jung und stylisch. Gute Auswahl, freundliches Personal.

Direkt nebendran der Markt am Carlsplatz, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 16 Uhr.

Hervorragend bestückter Markt mit festen Ständen und Düsseldorfer Charme, auch hier wird konsequent geduzt. Prima Auswahl an Fisch, Fleisch, Gemüse, Backwaren, Blumen, ein paar Cafés und Bistrots. Hohe Qualität der Waren, lohnenswert.

Auf dem Weg zum Markt zufällig an einem Buchladen vorbeigekommen: Frank Petzchen, ein Buchladen nur mit Kochbüchern! Verheerend für die Urlaubskasse…

Ausgesprochen kompetente und freundliche Inhaberin, und aus dem Keller stiegen Essensdüfte auf, ein Kochkurs war im Untergeschoss zugange. Auf die Frage, wie oft denn ein Kochkurs stattfinden würde, stellte sich heraus: Täglich! Tu felix Düsseldorf.

Butch
Tußmannstraße 63

Cucina
Carlsplatz 24

Frank Petzchen
Benrather Straße 6 / Carlsplatz

Markt am Carlsplatz
Carlsplatz 4