Restaurant Emma Wolf, Mannheim

Am letzten Abend (und damit auch dem letzten Abend vor dem Beginn des Lockdowns, der damals, Anfang November, noch auf 4 Wochen angesetzt war…) unseres Besuches in Mannheim ging es in das Restaurant Emma Wolf since 1920. So lange gibt es das Restaurant noch nicht, eine Anspielung auf das Geburtsdatum der namensgebenden Großmutter von Koch Dennis Maier.

Nach diversen Stationen, unter anderem bei Juan Amador, eröffnete er 2016 sein eigenes Restaurant. Maier betreibt zusammen mit einem Partner noch weitere gastronomische Projekte in Mannheim, doch Emma Wolf ist sein Vorzeigeobjekt.

Das Restaurant ist seit 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Die Lage ist recht ungewöhnlich, es befindet sich im Untergeschoss des Einkaufszentrums Q6 Q7, zwischen Drogeriemarkt, Nagelstudio und Fast-Food-Imbissen. Einer davon, „Die Küche Q6Q7“ und der Delikatessenladen gegenüber, „Schnaps und Liebe“, gehören mit zum Imperium.

Innen klare Linien, hell und aufgeräumt, aber nicht ungemütlich. Nur wenige Sitzplätze, der Gastraum ist nicht viel größer als die offene Küche. Ein modernes „Bistronomy“-Konzept, Sterneküche ohne Angst vor Flecken auf weißen Tischdecken.

Wir bestellten ein 5-Gang-Menü und ein vegetarisches Menü, auch mit 5 Gängen. Vegetarisch übrigens nicht aus Überzeugung, sondern weil die Gerichte sehr vielversprechend klangen.

Der Gruß aus der Küche, nach Brot und Butter, eine Wasabi-Crème mit Kokosraspeln, Romanasalat, Enokipilzen, Noristaub (die Algen, mit denen die Maki-Sushi eingerollt werden) und gepuffter Weizen.

Der erste vegetarische Gang eine Zwiebel auf geräuchertem Kartoffelnest und Kamillepulver.

Die freundliche Sommelière servierte dazu, in edlen Gabriel-Gläsern, als Beginn der Weinbegleitung, einen sehr guten Viognier.

Das sei hier schon einmal vorweggenommen: Die Weinbegleitung war ausgezeichnet und, wie sich später herausstellen sollte, geradezu unglaublich preiswert!

Und Herz- und Stabmuscheln auf mariniertem Fenchel, mit einem Jalapeno-Gel, dazu ein Auxerrois.

Ein Gang des vegetarischen Menüs wurde unkompliziert ausgetauscht, daher zweimal der dampfgegarte Ora King Lachs mit einer Meerrettichscheibe, geriebenem Meerrettich, einer Apfel-Beurre blanc und einem Klecks Imperial-Kaviar.

Lachs gehört nicht zu meinen bevorzugten Speisefischen (außer natürlich, ich bereite ihn selber zu), da oft von zweifelhafter Güte.

Hier jedoch war die Produktqualität über jeden Zweifel erhaben, und natürlich auf den Punkt gegart.

Dazu einen hervorragenden Riesling Große Lage von Peter Jakob Kühn (Kleine Randnotiz: Eine Flasche dieses Weines kostet ab Weingut etwa soviel wie unsere Weinbegleitung).

Der dritte Gang, eine Taube mit Rote Bete und einer Foie gras von der Ente, mit vier verschiedenen Saucen. Und Hanfsamen.

Taube

Die Taube war butterzart und köstlich, Foie gras perfekt, die Saucen klassisch und exzellent, auch wenn zwei vielleicht gelangt hätten. Nur die Hanfsamen wären in einer Pfeife besser aufgehoben gewesen.

Dazu ein prächtiger Spätburgunder vom Pfälzer Weingut Münzberg.

Und dann kommt da Blumenkohl.

Ein Couscous aus rohem Blumenkohl, ein Blumenkohleis (!), Blumenkohlschaum, gerösteter Blumenkohl mit Belugalinsen und gehobelter Belper Knolle (ein quasi dehydrierter Käse aus der Schweiz, den man wie Parmesan verwenden kann).

Von gegenüber kamen die ersten entzückten Ausrufe ob der Delikatesse der vegetarischen Kompositionen.

Nochmal der Riesling von Kühn, was nun wirklich nicht schlimm war…

Auf dem Niveau ging es weiter, mit geräucherten Beten, Kürbis, Trüffel und unglaublich leckeren Zitronenseitlingen.

Serviert mit einem Macon Chardonnay Les Crays von den Bret Brothers, ausgebaut im großen Fass, dezentes Holz, aber nicht zu viel, so geht weißer Burgunder!

Mein Onglet mit eingelegtem Chicorée, Zwiebel und geräuchertem Kartoffelpüree, ähnlich der Zubereitung im ersten Gang, und einer üppigen Schicht Trüffel, brauchte sich aber nicht hinter dem vegetarischen Teller zu verstecken.

Onglet/Hanging Tender/Nierenzapfen

Moment, Trüffel?

Standen doch gar nicht auf der Karte?

Stimmt, aber weil die Küche vor Kurzem noch eine größere Portion eingekauft hatte, das Restaurant aber ja nun am nächsten Tag für den Lockdown schließen musste, gab es die Trüffel netterweise als Extra.

Dazu ein 2011er Granato von Foradori, wieder so ein Wein, der eigentlich flaschenweise verkauft wird, und nicht als Weinbegleitung, da musste ich doch etwas blinzeln. Und kein bisschen zu alt, sondern genau richtig.

Zu guter Letzt zwei verschiedene Desserts, einmal Amaranth, Kokos, Orange und weiße Schokolade, und ein Dessert mit einer Buttermilch als Creme und als Parfait, zart wie eine Wolke, dazu ein Zitronenschaum.

Buttermilch

Beides begleitet von Champagner Georges Laval, demi-sec.

Mussten die Weine auch raus? Wie die Trüffel? Nun, ich habe mich nicht beschwert.

Hervorragende Küche, eine vegetarische Offenbarung, perfekter Service und tolle Weine.

Apropos Service, eine Mitarbeiterin deckte gen späten Abend die Tische noch einmal ein. Auf die Frage warum, morgen sei doch für einen Monat geschlossen, antwortete sie:

„Damit es nicht so traurig aussieht.“

Phantomschmerz…

Küche

Das 5-Gang-Menü zu 115 Euro, das vegetarische Menü für 85 Euro, Weinbegleitung je 45 Euro.

 

Nachtrag: Hier hat mich die traurige Realität leider ein-, ja überholt.
Dennis Maier hat sich entschlossen Emma Wolf nicht wieder zu öffnen. Damit bleibt dies der wahrhaftig allerletzte Eindruck aus dem Restaurant, und der Tisch wurde endgültig abgedeckt.
Eine kleine Hoffnung regt sich jedoch bei mir, dass dieses Talent sich nicht in seinem Zweitlokal versteckt, sondern irgendwann wieder auf der „großen Bühne“ erscheint.
 

Restaurant Steins Traube, Mainz

Restaurantbesuchs-Berichte aus der Vergangenheit? Ja. Erstens brauche ich immer sehr lange, zweitens wollte ich mir diesen zum wieder schmackhaft machen aufheben, wenn die Restaurants wieder öffnen dürfen. Doch das kann noch dauern.

Weiter also auf der Mission zur Rettung der Gastronomie: Mitte Oktober ging es in das Restaurant Steins Traube in Mainz-Finthen.

Finthen? Im Frühling berühmt für seinen Spargel, danach steht der Ortsteil eher nicht im Mittelpunkt des Weltgeschehens.

Doch da ist ja noch die Traube, Philipp Stein führt hier einen alteingesessenen Familienbetrieb in jetzt sechster Generation, aus der ursprünglichen Dorfschänke wurde in den Siebzigern eine Gaststätte mit gutbürgerlicher Küche, danach übernahm Vater Peter, der unter anderem im Tantris und in der Ente vom Lehel unter Hans-Peter Wodarz gekocht hatte, und etablierte eine französisch inspirierte Küche.

Sein Sohn Philipp Stein erhielt als Koch im Mainzer Favorite Parkhotel 2014 einen Michelin-Stern, damals der jüngste Sternekoch Deutschlands mit nur 24 Jahren. 2019 übernahm er den elterlichen Betrieb.

Gelegentlich tritt er in der Fernsehsendung ARD-Buffet auf, dieses Format habe ich allerdings noch nie gesehen.

Der Gastraum hell und geschmackvoll renoviert, hübsches Logo mit Weintrauben und den Initialen der Inhaber, ein freundliches Team rund um die Ehefrau Alina Stein im Service.

Ich bestellte à la carte, für das Geburtstagskind gab es das Menü Tradition, drei Gänge für 75 Euro. Und ein Glas Champagner.

Nach dem köstlichen Brot als Appetizer ein gebackener Curry-Garnelencroustillant im Kataifiteig (pro Stück 2,50). Kataifiteig, auch Engelshaar genannt sind diese hauchdünnen Teigfäden, die man von griechischem bzw. orientalischem zuckersüßem Gebäck kennt. Hier in Verbindung mit der saftigen Garnele ein knuspriger Beginn.

Im Hintergrund der Zettel zur Erfassung der Kontaktdaten – wie gerne würden wir diese wieder ausfüllen…

Nun eine Hummerschaumsuppe, mit Cognac, Tomate, Croutons und Garnelenwürfeln (13,-).

Sehr klassisch französische Bisque, kräftig und intensiv, genau wie ich sie haben wollte.

Im Menü derweil marinierte Kabeljaulamellen mit Joghurt, Granatapfelkernen, Limette und Getreidechips auf einem Fenchelsalat. Fisch butterzart, die Sauce herrlich erfrischend und leicht.

Zweiter Gang im Menü nun die Suppe, eine Schaumsuppe vom Butternutkürbis mit getrockneter Orange, Kernöl und Stücken vom eingelegten Kürbis. Für gewöhnlich meide ich Kürbissuppen, denn im Herbst kann man sich ihnen auf deutschen Speisekarten kaum entziehen, aber diese ließ meine Vorurteile verstummen.

Für mich gebratene Jakobsmuscheln mit Blumenkohl, einer Bergamotten-Beurre blanc und Mandeln (24,-).

Fan-tas-tisch!

Da war er, der beste Gang des Abends, dieser Moment des Erstaunens, die Verzückung ob des Geschmacks dieser relativ simplen Zutaten. Der Grund, warum man in ein gutes Restaurant geht.

Jakobsmuscheln und Blumenkohl, dessen Röschen hier in ihre einzelnen Stängel zerteilt wurden, sind eine bekannte und gut funktionierende Kombination, und auch eine Beurre blanc wird, sehr klassisch französisch, gerne dazu gereicht. Das ungewöhnliche Zitrusaroma des Bergamotte-Öls erhebt diese Gericht jedoch auf eine beglückende Art. Präzise abgeschmeckt, hier schlägt die Erfahrung des Chefs voll durch.

Eigentlich könnte jeder Fleischgang danach einpacken, die gebratene Lammnuss mit einer Parmesanschnitte, auf einer Caponata und einem Kräuterjus (29,-) tat dies aber beileibe nicht. Hervorragende Fleischqualität und eine ganz ausgezeichnete Sauce.

Im Menü als Hauptgang ein Steinbeisserfilet mit einem Spinatrisotto, Tomaten-Pinienkern-Kompott, Parmesan und Trüffelschaum. Der Fisch, wie nicht anders erwartet, perfekt gegart, das I-Tüpfelchen aber nicht etwa der Trüffelschaum, sondern das Tomatenkompott!

Eine wunderbare Leistung des Küchenteams, eine feine glasweise Weinbegleitung, ausgesucht von der kompetenten Sommelière Maria Vizsnyai (je 26,- bzw.- 31,-).

Ein gelungener Abend.

Zur Zeit hält sich das Restaurant mit Gerichten zum Mitnehmen und Flaschenwein-Verkauf aus dem gut gefüllten Weinkeller über Wasser, Flaschenpreis wie auf der Speisekarte, minus 15 Euro.

Nachtrag: Mit der Bekanntgabe der neuen Sterne für Deutschland hat der Guide Michelin das Restaurant Steins Traube am 5. März mit einem Stern ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch, sehr verdient! 

Ristorante Parizzi, Parma

Für den letzten Abend hatte ich mir das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Ristorante Parizzi ausgesucht.

Giulia, meine Vermieterin mit profunder Kenntnis der Restaurantszene Parmas, sagte: „Ah. Mainstream.“

Mit einem nicht wirklich ermutigendem Unterton, aber nun gut, ich hatte reserviert, also los.

Signora Parizzi begrüßte mich, und ihre durchtrainierte Erscheinung machte den Eindruck, als würde sie nach jedem Bissen vom Essen ihres Mannes sofort in einem Fitnessstudio im Hinterzimmer verschwinden, um diese Kalorien wieder loszuwerden.

Ristorante Parizzi

Als ausgebildete Sommelière hat sie einen ganz ausgezeichneten Weinkeller aufgebaut, kümmert sich am Gast jedoch nur um die Flaschenweine. Ich als Besteller der glasweisen Weinbegleitung musste also mit dem Service des Kellners vorliebnehmen, welchen dieser jedoch den gesamten Abend über sehr freundlich und fachkundig ausübte

Ich wählte das Menü Terra, statt Mare, nur die Kalbsbrust tauschte ich gegen gebratenen Polpo aus. Fünf Gänge für 75 Euro, recht moderat für einen Einsterner.

Das Amuse, siehe da, eine Pappa al pomodoro, hübsch in Form gebracht.

Pappa al pomodoro

Beim ersten Gang begegnen wir auch dem Caval pist wieder, dem Tatar aus Pferdefleisch,  eine Spur anspruchsvoller angerichtet als in der Osteria Rangon…

Caval pist
Caval pist

Mit Pollen, Curcuma und süßsaurer Zwiebel, köstlich.

Es folgte eine knusprige Waffel, gefüllt mit sautierten Steinpilzen und Fontinakäse. Ganz lecker, wenn auch nicht abschließend überzeugend.

Dann Creste di Coniglio, mit Kaninchen gefüllte Nudeln auf einem Bett aus pürierten Erbsen, fein abgeschmeckt , toller Pasta-Gang.

Creste di coniglio

Nun der gegrillte Polpo mit gedämpftem Gemüse und salsa agropiccante, also sauer-scharfer Sauce. Der Tintenfisch zart, die Sauce stimmig, sehr gut.

Anschließend dreierlei Stücke Parmesan in unterschiedlichen Reifegraden, vom Kellner am Tisch von drei großen Laiben herunter geschnitten, bzw. gebrochen. Wahrlich keine Pinzettenküche, für den einen oder anderen vielleicht etwas zu rustikal, doch die Qualität der Käse war herausragend.

Zu guter Letzt ein klassisches Dessert, eine Zitronen-Basilikum-Creme, zerkrümelter, gesalzener Schokoladenkeks mit Mandelkrokant und ein Olivenöl-Eis. Abwechslungsreiche Mischung aus fruchtigen und dunklen Aromen, mit einem Vin Santo von Antinori serviert, perfekt!

Die „Mainstream“-Bezeichnung war nicht ganz fair, das Essen hatte höchstes Niveau. Ein Körnchen Wahrheit lag doch darin, Marco Parizzi konzentriert sich auf die makellose Zubereitung hochwertiger Zutaten, während im Cortex der wilde Funken des Experiments aufblitzt.

Ich würde aber ganz sicher das Ristorante Parizzi wieder besuchen, und auch Cristina Parizzi war inzwischen aufgetaut und verabschiedete sich herzlich.

Restaurant Ox, Darmstadt. Auf ein Neues.

Ein Kapitel der neuen Reihe „Wir retten die regionale Gastronomie im Alleingang“.

Ein weiterer Besuch im Restaurant Ox in Darmstadt, denn beim ersten Mal hat es schon sehr zu gefallen gewusst.

Dies fand natürlich vor dem zweiten, aktuellen Lockdown statt. Eigentlich versuche ich Zweitberichte/Wiederholungen zu vermeiden, doch dieses Jahr ist halt alles anders. Und der Bericht soll Lust machen dort hinzugehen (und in alle anderen Restaurants), wenn es denn wieder möglich ist. Und nein, für diese „Werbung“ bekomme ich nichts, die Betreiber wissen nicht einmal etwas davon.

Man konnte zu Beginn des Abends noch draußen sitzen, im hübschen kleinen Hinterhof.

Das Fünf-Gänge-Menü „pure taste“ sollte es sein, für je 115 Euro, Weinbegleitung je 40 Euro.

Als Gruß aus der Küche gab es von der Bonotte-Kartoffel Scheiben auf Kartoffelschaum mit Feigenstücken, und ein weiteres Amuse mit Alpensaibling, Gewürzfenchel auf Fenchelcreme, Apfel-Gurken-Eis und Mini-Fenchelsalat.
Beeindruckender Start.

Der erste Gang ein herrlich knuspriger Bauch vom Bellota-Schwein, mit verschiedenen Variationen von Kürbis, dazu ein Bagnol rosé.

Zweiter Gang eine Wachtel von Jean Claude Miéral, einem berühmten Geflügelzüchter aus der Bresse, mit Sandkarotten, Chioggia-Rübe und Vogelbeeren. Die Chioggia-Rübe ist eine Variation der Roten Bete, auch Ringelbete genannt.

Ganz ausgezeichnet, die Wachtel zart und saftig. Tolle Riesling Spätlese von der Mittelmosel.

Darauf ein Potpourri von Edelfischen, Wolfsbarsch, Seeteufel, Calamaretti, drei Muschelsorten, mit Misopaste, Kombualge, Krustentiersud und gegrillter Artischocke.

Das Meeresgetier von wunderbarer Qualität, und die Sauce hocharomatisch und würzig. Keine leichte Meeresbrise, sondern eine deutliche Ansage.

Fünf Gänge könnten ausreichend sein, doch à la carte lockte ein wilder Carabinero, eine Tiefseegarnele. Den wollte ich probieren!

Ganz puristisch serviert, und nur knapp gegart, fantastisch.

Zum Hauptgang eine geschmorte Schulter vom Savannenrind mit geflämmtem Mais, Polenta und Weintrauben. Die Savanne liegt in diesem Fall nicht in Afrika, sondern in der spanischen Extremadura (siehe Gazpacho).

Ein sehr guter Ribera del Duero harmonierte hervorragend.

Als Dessert Zwetschge, Ziegenquark, Portwein, Nussbutter und eine Riesling Spätlese vom Weingut Weiser-Künstler, ein perfekter Abschluss.

Die Qualität der Zutaten, das Niveau der Zubereitung und nicht zuletzt die Weinbegleitung wieder einmal erstklassig.

Es würde mich nicht wundern, wenn Anfang März über Darmstadt ein neuer Stern leuchtete.

 

Nachtrag: Hat ein Jahr länger gedauert, aber mit der Michelin-Ausgabe von 2022  wurde dem Ox ein Stern verliehen. Glückwunsch!

Singapur

 

Marina Bay Singapur

Wie vermutlich schon zu bemerken war, habe ich eine gewisse Vorliebe für die mediterrane, aber auch für die asiatische Küche.

Nachdem ich den Mittelmeerraum als von mir ausgiebig bereist bezeichnen möchte, hingegen noch nie in Asien war, wurde es an Silvester Zeit dies zu ändern.

Mit einem bösen Blick von Greta Thunberg im Nacken starteten wir also zu einem Langstreckenflug nach Singapur.

Kinokuniya Kasse
An der Kasse des japanischen Buchladens Kinokuniya – fantastische Auswahl an englischsprachigen Kochbüchern

Singapur ist eine faszinierende Stadt, sehr modern und fast etwas übertrieben sauber und aufgeräumt. Die Schweiz ist erklärtes Vorbild, nicht nur in puncto Sauberkeit, sondern auch in Bezug auf Neutralität und einen Bankenstandort. Es drohen drakonische Strafen für so ziemlich alles unordentliche, Abfall wegwerfen, essen und trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln, E-Scooter fahren auf Bürgersteigen, oder gar rauchen.

Trotz all dieser Rigidät habe ich selten eine Stadt gesehen, in der so viele verschiedene Ethnien gleichberechtigt und harmonisch miteinander leben. Das wird von der Regierung vehement gefördert und gefordert, es gibt einen Racial Harmony Day, und in den Siedlungen mit zu 85% staatlich geförderten Eigentumswohnungen herrscht ein strikter Aufteilungsschlüssel nach ethnischer Zugehörigkeit: 76% Chinesen, 14 % Malaien, 8 % Inder und Rest. Zieht eine malaiische Familie aus, darf nur eine malaiische wieder einziehen.

Hardcore-Kapitalismus mit „social engineering“, aus europäischer Sicht befremdlich, scheint aber gut zu funktionieren.

Man sagt, es gibt in Singapur nur drei Jahreszeiten: Hot, hotter and shopping!

In der Tat kann man kilometerweit klimatisiert in Shoppingmalls durch die Stadt laufen, ohne ans Tageslicht zu müssen.

Das ist, ob der zeitweise hundertprozentigen Luftfeuchtigkeit bei konstanten 32 Grad, tagsüber oder abends, eine Zeit lang auch ganz angenehm.

(Eines Nachts um Mitternacht stieg ich vor dem Hotel aus dem brutal herunterklimatisiertem Bus, und mir beschlug die Brille. Die ersten Schritte in dieser Humidität fühlen sich an, als ob man einen warmen, feuchten, schweren Vorhang zur Seite schieben muss. Man gewöhnt sich aber daran.)

Da aber der Konsumrausch in den immer gleichen Läden doch irgendwie auf Dauer langweilig wird, gibt es netterweise noch eine andere Hauptbeschäftigung der Singapurer:

Essen!

In der manisch sauberen Stadt wurden alle mobilen Imbisswagen, die es früher gab, von der Straße verbannt und in sogenannten Hawkercentern zusammengefasst. Hier gibt es Strom- und Wasseranschluss, Toiletten und regelmäßige Hygienekontrollen. Von diesen Centern gibt es zur Zeit 114, mit insgesamt rund 14000 Hawker-Stalls, also Garküchen. Das sollte für die vier Tage Aufenthalt langen!

Zur ersten Orientierung haben wir eine Foodtour gebucht und sind mit einem kundigen Guide durch die drei wichtigsten Viertel auf der Suche nach essbarem gezogen: Kampong Glam (das malaiische Viertel), Little India und Chinatown.

Erster Stop das Kampong Glam Cafe, dort gab es Lontong: Ein im Bananenblatt gekochter, gepresster Reiskuchen mit Kokosmilchsoße, Weißkohl, einem hartgekochten Ei, Tofu mit Sambal und ganz wunderbar gewürzten Kokosflocken.

Kampong Glam ist (trotz der das Viertel beherrschenden Masjid-Sultan-Moschee) ein beliebtes Singapurer Ausgehviertel geworden,

und wir sind ein paar Tage später zu dem wenige Meter weiter gelegenem Restaurant Minang gegangen, um dort fantastisches Asam Pedas (Fischcurry) zu essen.

Little India: Ein kurzer Gang durch die quirlige Buffalo Road, voller indischer Lebensmittelgeschäfte und viel angebotenem Blumenschmuck.

Im Tekka Centre dann ein Streifzug durch die hauptsächlich südindische Küche. Leider recht viel frittiertes, aber ein sehr leckeres, wenn auch riesiges, Kartoffel-Dosai.

Obwohl ich kein großer Freund von milchhaltigen Getränken bin: Bei Mohd Hanifa gab es den besten Mango Lassi ever!

Chinatown:

Im Chinatown Complex aßen wir Popiah und einen sehr weichen, gedämpften Dumpling mit Schweinefleisch (Char Siew Pau). Popiah ist eine Art Frühlingsrolle aus der in Singapur vorherrschenden Teochew-Küche, überraschend lecker. Und Char Siew Pau war eine der Entdeckungen für mich überhaupt, ein weicher, fluffiger Teig mit einer würzigen, hocharomatischen Füllung.

Eine tolle Foodtour, würde ich sofort wieder machen.

Obwohl nicht mehr wirklich als hungrig zu bezeichnen, abends dann in das Bedok Corner Hawker-Centre etwas außerhalb, wo ich mit Oyster Omelette, Stachelrochen, Lammstelze, Rind- und Huhn-Satay und Rojak (ein würziger Obst- und Gemüsesalat) gefüttert wurde. Ebenfalls gab es ein Gericht mit Kuhlunge.

Kuhlunge ist erstaunlich zäh. Kann man essen, muss man aber nicht.

Die anderen Gerichte waren aber sehr gut, die weite Fahrt durchaus wert. Das „Singapur“ weiterlesen

Restaurant Ox, Darmstadt

Ein neues Restaurant in Darmstadt, seit November geöffnet.

Sehr freundliche Begrüßung durch einen der beiden geschäftsführenden Gebrüder Rink, ein gelernter Kaufmann als Quereinsteiger. Das schadet sicher nicht bei der Kalkulation. Sein Bruder David ist der Koch, mit verschiedenen Stationen in der Branche quer durch Deutschland, unter anderem im Schlosshotel Münchhausen und im Trüffelschwein in Hamburg.

Bewusst schlichte Einrichtung in dunklen Grautönen, Holztischen und gebrauchten Stühlen. Nur 24 Sitzplätze, im Sommer wird es aber einen kleinen Gartenbereich mit Grillstation geben.

Gewählt haben wir das Ox Pure Taste Menü mit 4 Gängen für 78 Euro und Weinbegleitung (glasweise, insgesamt 30,50 Euro).

Zur Begrüßung Butter und Olivenöl mit Brot von der Bäckerei Kapp in Heidelberg, das macht Hoffnung auf weitere Lieferanten von ähnlich hoher Qualität.

Als Amuse Gueule ein Mini-Kartoffelsalat von der Vitelotte-Kartoffel mit gebackenem Kartoffelchip, geschmorten Feldsalatblatt und einem Hagebuttenjus, ein überraschend aufwendiger und sehr gelungener Start!

Erster Gang geräucherte Sardine mit vielen bunten (rohen) Beten, Passionsfrucht als Gel und Eis, Meerrettich und Senf. Die Sardine hätte eigentlich geschmacklich dominieren müssen, überließ dies aber vornehm den Beten und der Passionsfrucht.

Als Wein ein Müller-Thurgau Naturwein vom Weingut Kraemer, da Naturweine nicht jedermanns Geschmack sind, netterweise noch ein Gutedel als Alternative.

Ein hervorragender kalter Gang, es gab wirklich nur eine Kleinigkeit zu bemängeln: Die darauffolgenden wurden noch leckerer!

Übrigens bringen im Ox die Köche die Teller an die Tische, eine Praxis welche mir in letzter Zeit öfter begegnet ist. Für den Betrieb liegt der Vorteil klar auf der Hand, er spart Personal ein. Aber auch der Gast hat etwas davon, die Köche können die Gerichte detailliert erklären und auf Nachfragen sofort antworten, und bekommen direkte Rückmeldung und Lob für ihre Arbeit, eine willkommene Wertschätzung im anstrengenden Job. Natürlich wird währenddessen kein weiterer Gang in der Küche produziert, und eine ausgebildete Restaurantfachkraft hätte wahrscheinlich der Dame am Tisch zuerst serviert. : )

Aber ich find’s gut!

Zweiter Gang eine Consommé double vom Kalbsschwanz, mit Madeira, Pilzen, Topinamburscheiben und einer knusprigen Fleischpraline separat. Sehr stark reduziert und würzig, ja fast salzig, aber ist ja eine Consommé double. Eine prima Idee in diesen Zusammenhang war daher die Beigabe von Zitronenthymian, der wieder Frische ins Spiel brachte.

Klassisch wäre hier eine Weinbegleitung mit Sherry oder Madeira gewesen. Letztere war schon in der Brühe, also entschied man sich für Champagner !

Bin ich gerne dabei, hat sehr gut funktioniert.

Als nächster Gang wilde Schwarzwurzel mit wachsweichem Wachtelei, Wintertrüffel (als Crème und gehobelt), knackiger Grünkohl und einigen Hibiskustropfen. Wunderbares Aroma der Schwarzwurzel, die Kombination Ei und Trüffel ist sowieso immer eine sichere Bank, dazu einen Pouilly-Fumé.

Selbst das Sorbet war gut, ein Zwischengang welcher oft zum „Gaumen entspannen“ gereicht wird und ich üblicherweise gar nicht so begeistert von bin. Mein Gaumen will nämlich keine Entspannung, sondern mehr Spannung.

War aber mit Blutorange, und da steh ich drauf.

Zu guter Letzt, auf Dessert wieder mal verzichtet, Presa (ein spanischer Cut aus dem Nackenkern) vom Bellota-Schwein mit weißen Bohnen, würzig geschmort und als Püree, Vogelbeerenmus in Pünktchen und Jamón Serrano als Chip gebacken.

À la bonne heure!

Jaja, mit einer hervorragenden Fleischqualität ist es „einfach“ Gutes auf den Teller zu zaubern, dennoch, dieses war fingerlickin‘ good. Der Nacken war butterzart und äußerst elegant, ein sehr edles Stück gekonnt zubereitet. Beide Bohnenzubereitungen genau richtig abgeschmeckt, rustikal aber nicht gewöhnlich, und die ausgebackenen Schinkenscheiben brachten den perfekten Crunch ins Spiel.

Vor Vogelbeeren nehme ich für gewöhnlich Reißaus, da sie mir bisher nur als (mir nicht schmeckende) Marmelade und in grauslichen Schnäpsen begegnet ist.

Die leicht säuerliche Note als Kontrast zur restlichen Umami-Hitparade machte die Vogelbeere aber zum (im wahrsten Sinne des Wortes) i-Tüpfelchen auf den Teller.

Der heimliche Star des Gerichts versteckte sich jedoch verschämt unter den Fleischscheiben:

Knollenziest!

Diese kleine, zarte, vom Aussehen an einen Engerling erinnernde Wurzel, verzauberte mit ihrem feinen Artischockenaroma. Und außerdem, wann haben wir zum letzten Mal irgendwo Knollenziest serviert bekommen?

Bei all der Freude über das Bellota-Schwein will ich die Gemüseküche wirklich noch einmal hervorheben. Sehr gut gefallen hat mir die Verwendung der alten Sorten, wie eben Knollenziest, Topinambur, Schwarzwurzel, im anderen Menü gab es noch Kerbelwurzel, toll.

Gerne wieder. Wüsste nicht wo man in Darmstadt momentan ähnlich ambitioniert speisen könnte.

Der Besuch ein dreiviertel Jahr später hier

Karlsruhe

Kurzer Besuch in Karlsruhe.

Abends in das Restaurant „sein“
Modern, aber unprätentiös eingerichtet.

Ich wählte das 4-Gang-Menü zu 70 Euro plus 34,- Weinbegleitung, die Begleitung (nicht der Wein, sondern die weibliche) zwei einzelne Gerichte plus Dessert.

Als Amuse zweimal geschlagene Butter: Eine Nussbutter und einmal Butter mit Sahne.

Etwas befremdlich die rollenden Wassergläser, ich glaube von Sempli. Als Tumbler für den Whisky bestimmt eine nette Spielerei, für das Wasser bevorzuge ich pragmatischere Gläser, die nicht vor einem fliehen…

Erster Gang geräucherte Forelle und Guacamole, klein aber fein.

Danach eine Kalbsconsommé, mit Madeira, eventuell Portwein verfeinert. Sehr, sehr gut!

Absolut klar und von einer bestechenden Konzentration. Eine gute Consommé mag einfach erscheinen, ist aber ein handwerklich recht aufwendiges Gericht.

Als nächster Gang ein Hummertatar mit Jaipur Curry gewürzt, in Ponzu eingelegte Gurke und eine Art Eis aus Mango. Curry zum Hummer klappt ausgezeichnet, auch die anderen Aromen harmonierten prima. Dazu ein Riesling Alsace von der Domaine Trimbach, Selection des vielles vignes.

Das war in der Kombination mit dem Tatar großes Kino, und ganz klar der beste Wein des Abends.

Gegenüber wurde gleichzeitig ein gebratener Steinbutt mit Nussbutterpüree, Spinat, Perigordtrüffel und einem Vin jaune-Jus serviert, sehr delikat (42,-).

Nun folgte Pulpo in Kokossuppe mit Ingwer, darauf ein gebratener Sojasprossensalat mit knusprigen Kokoschips und ein paar Tropfen Basilikumöl. Der Tintenfisch war auf den Punkt gegart, die Suppe nicht zu mächtig und die angebratenen Sojasprossen setzten mit der Vinaigrette einen interessanten Gegenpart dazu.

Danach das gebratene Rinderfilet, plus einem gebackenem Klops, zweierlei Brokkoli (einmal gepickled, und einmal als Püree), Eigelbcreme und Sauce périgourdine.

Wein: Eine Cuvée namens Beryll aus Cabernet/Merlot/Zweigelt von Schwegler, die hat mich nicht allzu begeistert, das Fleisch hingegen war fantastisch, und die Saucen ganz besonders.

Für die Begleitung die Rinderschulter 48h geschmort, butterzart, mit Karotte, Vanille und Madeirajus (18,-), dazu ein Rioja von Sela, beides stieß auf großen Anklang!

Als „Süße Einstimmung“ ein Prédessert, ein Mini-Churro mit Apfelkompott und Vanilleschaum.

Zum Dessert für mich ein Brie de Meaux mit Trüffel, Tannenhonig, Kerbel, Feigenbrot und -marmelade. Wein dazu: Ein Muskateller aus dem Markgräflerland von Martin Wasner.

Dieser war hervorragend, Käse, Trüffel und Tanne kombiniert jedoch für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten, die Aromen zu stark. Vielleicht war aber auch nur ich zu schwach.

Die Wahl der Valrhonaschokolade warm & kalt mit Himbeere, Frischkäse und Vanille war da stimmiger.

Wer mitgezählt hat: Das waren fünf Gänge plus Amuse und Pre-dessert. Nett. Vielleicht war aber die Forelle auch noch ein Post-Amuse…?

Küchenchef Thorsten Bender ging nach dem Menü von Tisch zu Tisch und plauderte interessiert mit den Gästen. Nach unserem Lob für die Leistung der Küche, mit dem Zusatz „Wir sind zum ersten Mal hier“, kam als Antwort:

„Ich weiß!“

Da achtet jemand auf seine Kunden.
Gerne wieder.

 

Vor dem Essen zum Aperitif in eine Bar, das

Guts & Glory 

Der Tresen ist am Kopfende des Raumes in der Mitte, und soll einem Boxring ähneln, schickes Beleuchtungskonzept, an den Wänden Boxerfotos und diverse Utensilien wie z.B. Boxhandschuhe.

Zum Auftakt ein Americano mit Punt e Mes, Orangenbitter und relativ viel Soda, passte aber.

Und ein „Früchte des Südens“, Pimm’s, Erdbeere, Holundersirup und Amaro, frisch und lecker.

Nach dem Restaurantbesuch sind wir noch einmal eingekehrt:
Für die Dame einen Martinez mit dem Guts & Glory Hausgin, 12,-

Der Cocktail namens „Kaiserstraße“ klang für mich vielversprechend:
Revolte Rum, Mezcal, Toasted Sirup, Acid cordial, Orange, Yuzu und Safranfäden, 12,-

Beide Drinks perfekt gemixt und sehr wohlschmeckend, feine Süße/Säure-Balance bei der Kaiserstraße.

Der Besitzer Mo Kaba, optisch eine Mischung aus Samuel L. Jackson und Catweazle (aufgrund der Bartfrisur), erwies sich als souveräner Gastgeber. Den Laden hat er routiniert im Griff, und obwohl später gut gefüllt, musste niemand lange auf sein Getränk warten, und er fand trotzdem noch Zeit für einen kleinen Plausch mit uns.

Außerdem besitzt er diesen coolen Eiswürfel-, bzw. Eiskugelbereiter. 

 

Anmerkung: Dieser Artikel brauchte mal wieder etwas länger bis zur Fertigstellung. Kurz nach unserem Besuch wurde dem Restaurant „sein“ ein Michelin-Stern verliehen.

Zu Recht. Glückwunsch!

Restaurant sein
Scheffelstraße 57
76135 Karlsruhe

Guts & Glory
Hirschhof 5
76133 Karlsruhe

Anthony’s Kitchen, Meerbusch

Geboren in Ghana, aufgewachsen in Wiesbaden, hat Anthony Sarpong nach einer beruflichen Laufbahn durch die halbe Welt (u.a. als Privatkoch in Kasachstan) 2014 seine Zelte in Meerbusch bei Düsseldorf aufgeschlagen, und dort sein eigenes Restaurant Anthony’s eröffnet. 2018 wurde er dafür mit einem Michelin Stern ausgezeichnet. Dazu betreibt er noch zwei weitere gastronomische Betriebe in Neuss und Mönchengladbach.

Das Restaurant ist modern und angenehm unverkrampft eingerichtet, keine gestärkten Tischdecken, sondern gar keine, dunkle Wände, geschmackvolle Hängelampen über jedem Tisch, eher im Stil einer guten Szenebar denn eines Gourmetrestaurants. Außerdem wird konsequent geduzt, aber das ist wohl Düsseldorf, wie ich später noch feststellte.

Etwas verwirrend allerdings die im Raum des Restaurants integrierte Kochschule, in der an diesem Abend auch ein Kochkurs im Rahmen eines Firmenevents stattfand. Das entpuppte sich aber im Verlauf als gar nicht störend, sondern eher weiter zur relaxten Atmosphäre beitragend. Die Kochschüler hatten vor der „Schulküche“ eine lange Tafel, an der sie ihre zubereiteten Speisen verzehren konnten und bedienten sich quasi selbst, so dass für den Rest der Gäste genug Aufmerksamkeit des Personals vorhanden war.

Filigrane Zalto-Gläser und eine Speisekarte im mit Siegel verschlossenem Kuvert wurden uns gereicht, und los ging es.

Die Karte bietet zwei Optionen: Fünf oder sieben Gänge. Kein à la carte.

Wir entschieden uns für fünf Gänge (89 Euro) plus Weinbegleitung zu 42 Euro.

Als ersten Gruß aus der Küche wurde eine kleine Krokette mit Dry-aged-Fleisch und Steinpilz-Trüffelmajo mit Kresse serviert. Kräftige, gehaltvolle Aromen, rückblickend jedoch der schwächste Teil der Speisefolge. Aber nur, weil die nachfolgenden Gänge so verdammt gut waren.:)

Danach selbstgemachtes Brot und Brioche mit einer Hokkaidokürbisbutter (geschmacklich gut, aber vielleicht ein wenig zu mächtig) und leckerer Olivenbutter.

Als Amuse ein Maronen-Espuma mit Vadouvangewürz und Erdnusscrunch.

Aha! Now we’re talking! Vadouvan ist eine fermentierte indische Gewürzmischung, und in Verbindung mit der schönen Idee aus den winterlichen, eher dunkel und erdig schmeckenden Maronen ein luftiges Espuma (Nein, ich bin immer noch kein Fan von Schäumchen. Aber das war ausgezeichnet!) zu machen, lieferte sie den entscheidenden Kick. Und als „Anthony’s Kitchen, Meerbusch“ weiterlesen

Restaurant Tim Raue, Berlin

Mittagsmenü, jeweils 4 Gänge. Es war ein furchtbar heißer Tag, deswegen erschien ich eher leger angezogen und war leicht besorgt, ob vielleicht doch zu casual für ein Zwei-Sterne-Restaurant. Unbegründeterweise, denn der Berliner Dresscode für solche Gelegenheiten scheint aus kurzer Hose, T-Shirt und Turnschuhen zu bestehen, zumindest mittags.

Nach dem Gruß aus der Küche (also mehrere, die ich jedoch nicht mehr alle zusammen bekomme: Gurke mit Knoblauch, exzellente hauchdünne Schweinebauchscheiben, Cashewkerne mit Curry etc.) folgten Makrele mit Shiso und Ponzu, und Kopfsalat mit Mitsuba und Yuzu. Mitsuba ist ein japanisches Kraut.

Ponzu ist eine klassische japanische Sauce aus Sojasauce, Essig, Mirin und Zitrussaft, hier vermutlich Yuzu. Und noch irgendein Raue-Trick, denn das war ausgesprochen Umami. Die Makrele kaltgeräuchert und leicht angegart – perfekt.

Der Kopfsalat war genau dieses, allerdings mit einem sehr guten, leicht säuerlichem Dressing. Trotzdem nicht ganz mein Geschmack, aber ich hatte es ja auch nicht bestellt.

Als zweiter Gang Dim Sum in Hühnerbrühe mit Jakobsmuschel und Bambuspilz, und Kalb mit Erbse und 10 Jahre gereifter Kamebishi-Sojasauce.

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