Gitte, Schlamm und Flutwein

Sechs Wochen nach der Flutkatastrophe an der Ahr sind viele Trümmer geräumt, das Mobilfunknetz wieder aufgebaut, Strom jedoch ist noch nicht flächendeckend vorhanden und der Wiederaufbau der Kanalisation wird lange Zeit in Anspruch nehmen.

Neben allen Spendenaufrufen der großen Hilfsorganisationen, dem Einsatz von Bundeswehr und THW, gab es viele ergreifende Berichte über Helfer, die aus Teilen der Republik anreisten. Dachdecker, die Dächer notdürftig bedeckten, um weitere Schäden durch Regen zu vermeiden, Elektriker, Zimmerleute und andere Handwerker halfen wo immer sie gebraucht wurden.

Der Stern berichtete über Gitte, die ihren Nachnamen nicht genannt haben wollte, weil es nicht um sie ginge, sondern um die ihrer Hilfe Bedürftigen. Welchen sie mit ihrem roten Skoda jeden Tag Suppe bringt, mit der Unterstützung befreundeter Hausfrauen täglich frisch zubereitet.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat die Aktion „Bäcker helfen Bäckern“ ins Leben gerufen, mit jedem „Flut-Brot“ geht eine Spende von einem Euro an betroffene Bäckerbetriebe.

Auch die Winzer der Ahr sind stark von der Katastrophe betroffen, viele stehen vor ihren zerstörten Kellern. Die Geschichte der beiden Schwestern Maike und Dörte Meyer-Näkel, von einem der bekanntesten Weingüter der Region, die bei dem Versuch Geräte aus dem Weinkeller zu retten von der Flut eingeschlossen wurden und sich auf einen Baum retten mussten, von dem sie erst Stunden später befreit werden konnten, ging durch die Presse.

Fast alles wurde von den Fluten mitgerissen oder zerstört, Fässer, Weinpresse, Fuhrpark, und auch Stahltanks.

Winzer von der Mosel, Rheinhessen und der Saar sind angereist um Schlamm zu schippen, oder um die Ahrwinzer im Weinberg zu entlasten, damit diese sich um die zerstörten Keller kümmern können. So auch Theresa Breuer vom Rheingauer Weingut Georg Breuer, deren Betrieb nahe am Rhein liegt. „Das hätte auch uns passieren können“, sagte sie im Hessischen Rundfunk.

Dirk Würtz, früher bei Balthasar Ress, heute beim Niersteiner Weingut St. Antony organisierte unter dem Namen SolidAHRidät nationale und internationale Winzer, die ihre Weine spendeten. Die ersten 10000 Kisten à 65 Euro waren innerhalb zweier Tage verkauft, der Erlös geht an „Der Adler hilft“, eine Aktion des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter).

Winzer Peter Kriechel und die Gastronomin Linda Kleber haben unter dem Motto „Ahr – A Wineregion needs help“ den Verkauf von „Flutwein“ ins Leben gerufen, mit original verschlammten Flaschen. Effekthascherei? Hauptsache es hilft.

Auch die Sommelier-Union Deutschland ruft zu Spenden für die Weingüter auf.

Ebenfalls kann man mit der Reduzierung der Restbestände seinen Teil beitragen. Trinkt für einen guten Zweck!