Singapur

 

Marina Bay Singapur

Wie vermutlich schon zu bemerken war, habe ich eine gewisse Vorliebe für die mediterrane, aber auch für die asiatische Küche.

Nachdem ich den Mittelmeerraum als von mir ausgiebig bereist bezeichnen möchte, hingegen noch nie in Asien war, wurde es an Silvester Zeit dies zu ändern.

Mit einem bösen Blick von Greta Thunberg im Nacken starteten wir also zu einem Langstreckenflug nach Singapur.

Kinokuniya Kasse
An der Kasse des japanischen Buchladens Kinokuniya – fantastische Auswahl an englischsprachigen Kochbüchern

Singapur ist eine faszinierende Stadt, sehr modern und fast etwas übertrieben sauber und aufgeräumt. Die Schweiz ist erklärtes Vorbild, nicht nur in puncto Sauberkeit, sondern auch in Bezug auf Neutralität und einen Bankenstandort. Es drohen drakonische Strafen für so ziemlich alles unordentliche, Abfall wegwerfen, essen und trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln, E-Scooter fahren auf Bürgersteigen, oder gar rauchen.

Trotz all dieser Rigidät habe ich selten eine Stadt gesehen, in der so viele verschiedene Ethnien gleichberechtigt und harmonisch miteinander leben. Das wird von der Regierung vehement gefördert und gefordert, es gibt einen Racial Harmony Day, und in den Siedlungen mit zu 85% staatlich geförderten Eigentumswohnungen herrscht ein strikter Aufteilungsschlüssel nach ethnischer Zugehörigkeit: 76% Chinesen, 14 % Malaien, 8 % Inder und Rest. Zieht eine malaiische Familie aus, darf nur eine malaiische wieder einziehen.

Hardcore-Kapitalismus mit „social engineering“, aus europäischer Sicht befremdlich, scheint aber gut zu funktionieren.

Man sagt, es gibt in Singapur nur drei Jahreszeiten: Hot, hotter and shopping!

In der Tat kann man kilometerweit klimatisiert in Shoppingmalls durch die Stadt laufen, ohne ans Tageslicht zu müssen.

Das ist, ob der zeitweise hundertprozentigen Luftfeuchtigkeit bei konstanten 32 Grad, tagsüber oder abends, eine Zeit lang auch ganz angenehm.

(Eines Nachts um Mitternacht stieg ich vor dem Hotel aus dem brutal herunterklimatisiertem Bus, und mir beschlug die Brille. Die ersten Schritte in dieser Humidität fühlen sich an, als ob man einen warmen, feuchten, schweren Vorhang zur Seite schieben muss. Man gewöhnt sich aber daran.)

Da aber der Konsumrausch in den immer gleichen Läden doch irgendwie auf Dauer langweilig wird, gibt es netterweise noch eine andere Hauptbeschäftigung der Singapurer:

Essen!

In der manisch sauberen Stadt wurden alle mobilen Imbisswagen, die es früher gab, von der Straße verbannt und in sogenannten Hawkercentern zusammengefasst. Hier gibt es Strom- und Wasseranschluss, Toiletten und regelmäßige Hygienekontrollen. Von diesen Centern gibt es zur Zeit 114, mit insgesamt rund 14000 Hawker-Stalls, also Garküchen. Das sollte für die vier Tage Aufenthalt langen!

Zur ersten Orientierung haben wir eine Foodtour gebucht und sind mit einem kundigen Guide durch die drei wichtigsten Viertel auf der Suche nach essbarem gezogen: Kampong Glam (das malaiische Viertel), Little India und Chinatown.

Erster Stop das Kampong Glam Cafe, dort gab es Lontong: Ein im Bananenblatt gekochter, gepresster Reiskuchen mit Kokosmilchsoße, Weißkohl, einem hartgekochten Ei, Tofu mit Sambal und ganz wunderbar gewürzten Kokosflocken.

Kampong Glam ist (trotz der das Viertel beherrschenden Masjid-Sultan-Moschee) ein beliebtes Singapurer Ausgehviertel geworden,

und wir sind ein paar Tage später zu dem wenige Meter weiter gelegenem Restaurant Minang gegangen, um dort fantastisches Asam Pedas (Fischcurry) zu essen.

Little India: Ein kurzer Gang durch die quirlige Buffalo Road, voller indischer Lebensmittelgeschäfte und viel angebotenem Blumenschmuck.

Im Tekka Centre dann ein Streifzug durch die hauptsächlich südindische Küche. Leider recht viel frittiertes, aber ein sehr leckeres, wenn auch riesiges, Kartoffel-Dosai.

Obwohl ich kein großer Freund von milchhaltigen Getränken bin: Bei Mohd Hanifa gab es den besten Mango Lassi ever!

Chinatown:

Im Chinatown Complex aßen wir Popiah und einen sehr weichen, gedämpften Dumpling mit Schweinefleisch (Char Siew Pau). Popiah ist eine Art Frühlingsrolle aus der in Singapur vorherrschenden Teochew-Küche, überraschend lecker. Und Char Siew Pau war eine der Entdeckungen für mich überhaupt, ein weicher, fluffiger Teig mit einer würzigen, hocharomatischen Füllung.

Eine tolle Foodtour, würde ich sofort wieder machen.

Obwohl nicht mehr wirklich als hungrig zu bezeichnen, abends dann in das Bedok Corner Hawker-Centre etwas außerhalb, wo ich mit Oyster Omelette, Stachelrochen, Lammstelze, Rind- und Huhn-Satay und Rojak (ein würziger Obst- und Gemüsesalat) gefüttert wurde. Ebenfalls gab es ein Gericht mit Kuhlunge.

Kuhlunge ist erstaunlich zäh. Kann man essen, muss man aber nicht.

Die anderen Gerichte waren aber sehr gut, die weite Fahrt durchaus wert. Das „Singapur“ weiterlesen

Restaurant Ox, Darmstadt

Ein neues Restaurant in Darmstadt, seit November geöffnet.

Sehr freundliche Begrüßung durch einen der beiden geschäftsführenden Gebrüder Rink, ein gelernter Kaufmann als Quereinsteiger. Das schadet sicher nicht bei der Kalkulation. Sein Bruder David ist der Koch, mit verschiedenen Stationen in der Branche quer durch Deutschland, unter anderem im Schlosshotel Münchhausen und im Trüffelschwein in Hamburg.

Bewusst schlichte Einrichtung in dunklen Grautönen, Holztischen und gebrauchten Stühlen. Nur 24 Sitzplätze, im Sommer wird es aber einen kleinen Gartenbereich mit Grillstation geben.

Gewählt haben wir das Ox Pure Taste Menü mit 4 Gängen für 78 Euro und Weinbegleitung (glasweise, insgesamt 30,50 Euro).

Zur Begrüßung Butter und Olivenöl mit Brot von der Bäckerei Kapp in Heidelberg, das macht Hoffnung auf weitere Lieferanten von ähnlich hoher Qualität.

Als Amuse Gueule ein Mini-Kartoffelsalat von der Vitelotte-Kartoffel mit gebackenem Kartoffelchip, geschmorten Feldsalatblatt und einem Hagebuttenjus, ein überraschend aufwendiger und sehr gelungener Start!

Erster Gang geräucherte Sardine mit vielen bunten (rohen) Beten, Passionsfrucht als Gel und Eis, Meerrettich und Senf. Die Sardine hätte eigentlich geschmacklich dominieren müssen, überließ dies aber vornehm den Beten und der Passionsfrucht.

Als Wein ein Müller-Thurgau Naturwein vom Weingut Kraemer, da Naturweine nicht jedermanns Geschmack sind, netterweise noch ein Gutedel als Alternative.

Ein hervorragender kalter Gang, es gab wirklich nur eine Kleinigkeit zu bemängeln: Die darauffolgenden wurden noch leckerer!

Übrigens bringen im Ox die Köche die Teller an die Tische, eine Praxis welche mir in letzter Zeit öfter begegnet ist. Für den Betrieb liegt der Vorteil klar auf der Hand, er spart Personal ein. Aber auch der Gast hat etwas davon, die Köche können die Gerichte detailliert erklären und auf Nachfragen sofort antworten, und bekommen direkte Rückmeldung und Lob für ihre Arbeit, eine willkommene Wertschätzung im anstrengenden Job. Natürlich wird währenddessen kein weiterer Gang in der Küche produziert, und eine ausgebildete Restaurantfachkraft hätte wahrscheinlich der Dame am Tisch zuerst serviert. : )

Aber ich find’s gut!

Zweiter Gang eine Consommé double vom Kalbsschwanz, mit Madeira, Pilzen, Topinamburscheiben und einer knusprigen Fleischpraline separat. Sehr stark reduziert und würzig, ja fast salzig, aber ist ja eine Consommé double. Eine prima Idee in diesen Zusammenhang war daher die Beigabe von Zitronenthymian, der wieder Frische ins Spiel brachte.

Klassisch wäre hier eine Weinbegleitung mit Sherry oder Madeira gewesen. Letztere war schon in der Brühe, also entschied man sich für Champagner !

Bin ich gerne dabei, hat sehr gut funktioniert.

Als nächster Gang wilde Schwarzwurzel mit wachsweichem Wachtelei, Wintertrüffel (als Crème und gehobelt), knackiger Grünkohl und einigen Hibiskustropfen. Wunderbares Aroma der Schwarzwurzel, die Kombination Ei und Trüffel ist sowieso immer eine sichere Bank, dazu einen Pouilly-Fumé.

Selbst das Sorbet war gut, ein Zwischengang welcher oft zum „Gaumen entspannen“ gereicht wird und ich üblicherweise gar nicht so begeistert von bin. Mein Gaumen will nämlich keine Entspannung, sondern mehr Spannung.

War aber mit Blutorange, und da steh ich drauf.

Zu guter Letzt, auf Dessert wieder mal verzichtet, Presa (ein spanischer Cut aus dem Nackenkern) vom Bellota-Schwein mit weißen Bohnen, würzig geschmort und als Püree, Vogelbeerenmus in Pünktchen und Jamón Serrano als Chip gebacken.

À la bonne heure!

Jaja, mit einer hervorragenden Fleischqualität ist es „einfach“ Gutes auf den Teller zu zaubern, dennoch, dieses war fingerlickin‘ good. Der Nacken war butterzart und äußerst elegant, ein sehr edles Stück gekonnt zubereitet. Beide Bohnenzubereitungen genau richtig abgeschmeckt, rustikal aber nicht gewöhnlich, und die ausgebackenen Schinkenscheiben brachten den perfekten Crunch ins Spiel.

Vor Vogelbeeren nehme ich für gewöhnlich Reißaus, da sie mir bisher nur als (mir nicht schmeckende) Marmelade und in grauslichen Schnäpsen begegnet ist.

Die leicht säuerliche Note als Kontrast zur restlichen Umami-Hitparade machte die Vogelbeere aber zum (im wahrsten Sinne des Wortes) i-Tüpfelchen auf den Teller.

Der heimliche Star des Gerichts versteckte sich jedoch verschämt unter den Fleischscheiben:

Knollenziest!

Diese kleine, zarte, vom Aussehen an einen Engerling erinnernde Wurzel, verzauberte mit ihrem feinen Artischockenaroma. Und außerdem, wann haben wir zum letzten Mal irgendwo Knollenziest serviert bekommen?

Bei all der Freude über das Bellota-Schwein will ich die Gemüseküche wirklich noch einmal hervorheben. Sehr gut gefallen hat mir die Verwendung der alten Sorten, wie eben Knollenziest, Topinambur, Schwarzwurzel, im anderen Menü gab es noch Kerbelwurzel, toll.

Gerne wieder. Wüsste nicht wo man in Darmstadt momentan ähnlich ambitioniert speisen könnte.

Der Besuch ein dreiviertel Jahr später hier

Castelletto di Brenzone, Venetien

Auf der Rückfahrt einen Zwischenstopp am Lago di Garda eingelegt.

In der Nähe von Bardolino ist übrigens ein von Carlo Scarpa erbautes Wohnhaus, die Casa Ottolenghi (Ottolenghi? Kommt einem bekannt vor? Ja, der gute Yotam hat italienische Vorfahren.).

Das Haus ist leider nicht öffentlich zugänglich, aber auf dieser Webseite gibt es ein paar Bilder. Ein leuchtendes Vorbild für den stilvollen Einsatz von Beton im privaten Haus:

Casa Ottolenghi Bardolino

Der Gardasee selbst war eigentlich nur als Unterbrechung auf der Rückreise von Umbrien gedacht, entpuppte sich aber als sehr idyllisch. Was natürlich auch an der Wahl des Dörfchens lag, in dem ich vor, uuh, etwa 35 Jahren mehrfach mit den Eltern den Urlaub verbracht hatte. Denn in Castelletto di Brenzone ist die Zeit etwas stehengeblieben, und der Lago nicht ganz so touristisch wie an anderen Orten.

Auch das Hotel (nicht dasselbe wie damals) atmete den Charme der 60er, nachdem wir den Aufenthalt um eine Nacht verlängert hatten in der angrenzenden Dependenza den Charme der 80er…

Ein höchst sympathisches Schwesternduo führt die Geschäfte.

Sorelle Brighenti

Die Gäste mit Halbpension essen im Hotel, für mich sollte es aber die Pizzeria Belvedere sein.

Die Erinnerung verklärte da möglicherweise ein wenig, der Blick vom großen Balkon ist immer noch fantastisch, die Pizza gut, der Rest blieb auf dem bodenständigen Niveau einer Pizzeria.

Deutlich besser hingegen die Locanda Alla Fassa, ein geschmackvoll eingerichtetes Restaurant mit romantischer Panoramaterrasse direkt am Ufer.

 

Jakobsmuscheln mit Limetten- und Minze-Creme, Tarallicrumble.

Ganz ausgezeichnet. Taralli sind diese kleinen, tortelliniförmigen, salzigen und eher harten apulischen Kekse. Klein gekrümelt, mit einem Hauch Peperoncini,  sehr gut passend.

Nudeln mit Lachs und Pfirsich. Uffa! Obst an der Pasta! War aber erstaunlich lecker.

Als Hauptgerichte einen Wolfsbarsch mit Fenchelgemüse und ein Kalbsragù mit Pilzen, beides hervorragend, dazu einen leckeren Custoza von Menegotti. Und dieser Blick auf den See.

 

Ach, Olivenöl!

Das vom Gardasee ist etwas ganz besonderes, feinfruchtig, gelbgrün mit zartem, leicht süßlichem Geruch. Und Polyphenole zuhauf.

Nebenbei die nördlichste Olivenanbauregion der Welt.

Die Oleificio Piccoli Produttori (eine Kooperative kleiner Produzenten) verkauft Öl vor Ort, hauptsächlich aus der autochthonen Sorte Casaliva.

Ein Beispielbaum direkt gegenüber des kleinen Geschäftes:

Cultivar Casaliva

Schäppchenjäger aufgepasst: Auf der einen Seite im Regal die Flaschen mit dem teuren DOP-Siegel (geschützte Herkunftsbezeichnung), auf der anderen die Flaschen ohne Siegel. Mit dem gleichen Inhalt.

Der freundliche Verkäufer beim Blättern in einem Buch mit alten Fotos aus Castelletto:

 

 

Locanda Alla Fassa
Via Beato Giuseppe Nascimbeni 11
37010 Castelletto di Brenzone

Belvedere
Via Marniga 38
37010 Marniga di Brenzone

Hotel Pace
Via Marniga 10
37010 Marniga di Brenzone

Oleificio Piccoli Produttori
Via Vespucci 6
37010 Castelletto di Brenzone

 

Perugia, Umbrien

Il cuore verde d’Italia

 

Wie schrieb eine Reisejournalistin mal so schön: „Perugia ist wie Mittelalter mit WhatsApp, und das fühlt sich wunderbar an.“

Das trifft es ziemlich genau. Die Hauptstadt Umbriens, dem grünen Herz Italiens, obwohl uralt (mindestens 2500 Jahre, vermutlich aber schon früher besiedelt), ist dank der vielen Studenten jung, lebendig, und ausgehfreudig. Zum Zeitpunkt unseres Besuches fand außerdem noch das Umbria Jazzfestival statt. Was, neben der Schokoladenmesse Eurocioccolato im Herbst, die einzige Zeit ist in der in der Stadt viele Touristen sind. Sonst bevölkern eher Einheimische den Corso Vanucci, die eleganteste Flaniermeile Mittelitaliens.

Ein Flughafen von lediglich regionaler Bedeutung, keine Kreuzfahrtschiffe, und nur einmal am Tag ein Frecciarossa, der italienische Hochgeschwindigkeitszug. So bleibt man von Massentourismus verschont.

Der Hang der italienischen Jugend zur abendlichen Passeggiata, oder le vasche, wie man in Perugia sagt, lässt aber Samstag abends kein Gefühl der Einsamkeit aufkommen.

Die Innenstadt ist weitgehend autofrei, dank eines (für einen im Grunde genommen immer noch typischen Borgo, auf einem Hügel gelegen und voller winziger Gässchen) modernen Verkehrskonzeptes: Eine Einschienenbahn, genannt MiniMetro, Rolltreppen und ein Fahrstuhl transportieren die Passanten von den unten gelegenen Parkplätzen, dem Bahnhof und dem Busbahnhof in die Oberstadt.

Der Bahnhof ist übrigens mit einem Wartesaal von außergewöhnlicher Schönheit und Verfall ausgestattet.

Einkaufen

Umbrò

Ein Lebensmittelgeschäft mit Produkten aus Umbrien. Ausschließlich.

Wurst- und Käsetheke, Wein, Gemüse, diverse Delikatessen.
Im Untergeschoss Gastronomie mit Panoramaterrasse, die Apericena (Getränk und Buffet) für 7 Euro.

Von einer Kooperative gegründet, die sich „cultura, bellezza, bontà“ (Kultur, Schönheit, Qualität, bzw. Geschmack) auf die Fahnen geschrieben hat.

Toll.

Antico Frantoio

Die Familie Trampolini betreibt hier eine Olivenmühle mit hochklassigen Olivenölen, probieren und vor Ort kaufen möglich.

Der Sohn produziert auch Craftbier.

Caffè

Die Institution: Das Caffè Sandri auf dem Corso Vannucci. Die Decke bemalt, der Service in roten Jacken, der Caffè espresso außerordentlich teure 1 Euro 20.

Leckerste, hausgemachte Schokoladenversuchungen gibt es bei Mastro Cianuri. Auch tolles Eis.

Abends sind, den Studenten sei dank, vielfältige Möglichkeiten der Zerstreuung, Bars, Pubs, etc.

Stellvertretend möchte ich nur eine, nennen wir es Musikkneipe, erwähnen:

Marla.

Marco führt hier seit 5 Jahren einen vibrierenden Club mit vielen Livekonzerten.

Während des Jazzfestivals jeden Abend Jamsessions.

 

A tavola!

Mittags bei Cammino Garibaldi auf ein Getränk draußen gesessen, am Nachbartisch wurde ein gut aussehendes Gericht serviert: Pappa al pomodoro con Burrata.

Flugs bestellt, und siehe da, diese sehr traditionelle mittelitalienische Brot-Tomatensuppe war ganz hervorragend, frisch und angenehm sommerlich, die Burrata  sorgte für das Quentchen Etwas.

Wie immer in Umbrien und der Toskana die Suppe eher fest als flüssig.

Il Giardino

Sehr versteckt gelegenes Gartenlokal, (genaue Lage auf der Facebookseite herausfinden) eigentlich mehr Garten als Lokal, man kann nämlich nur draußen sitzen. Aber überraschend anspruchsvolle Küche.

Spaghetti vongole mit roter Bete

Wer denkt hier nicht an „Oops! I dropped the lemon tart!“ von Massimo Bottura?

Nur im Sommer geöffnet.

Il Tempio

Am nördlichen Stadttor gelegene Weinbar, mit kleinen Snacks. Tolle Auswahl an umbrischen Weinen. Bisschen Toskana ist auch dabei.

Zum Wein einen köstlichen Brotsalat mit –

Burraaataa!

Selten liebevoller serviert bekommen als von Remigio,

der mit seiner Tochter Claudia das Geschäft betreibt.

Osteria a Priori

Kleines, familiengeführtes, gemütliches Lokal, tagsüber Enoteca mit Weinverkauf, abends warme Küche.

Es gab als primi:
Fagiolina del trasimeno, eine uralte lokale Bohnensorte.

Stracciata al tartufo, ein Filatakäse, etwa in der Art von Mozzarella, mit „Perugia, Umbrien“ weiterlesen

Padua, Venetien

Veneziani, gran Signori
Padovani, gran dottori*

 

Padua, eine der ältesten Universitätsstädte Europas. Gut 200.000 Einwohner, durch die vielen Studenten sehr quirlig und lebendig. Und außer einigen Pilgern zu der Basilika des Heiligen Antonius recht untouristisch.

Der Blick fällt hier auf den Palazzo della Ragione, dem Justizpalast aus dem 13. Jahrhundert, heute unter anderem ein Museum. Vor dem Palast ein täglicher Markt für Haushaltsartikel, auf der anderen Seite Obst und Gemüse. In den Arkadengängen Lebensmitteleinzelhändler. Fisch, Käse, Öl, Pferdefleisch.
Paradiesisch.

Am ersten Morgen gleich eine kleine Flusskreuzfahrt von Padua nach Venedig auf dem Brentakanal unternommen.

Sehr entschleunigt lässt man die Landschaft an sich vorbeiziehen, während die Reiseleitung wissenswertes (auf deutsch und italienisch) über die zahlreichen Villen entlang der Strecke erzählt.

Drei davon werden auch besichtigt, Villa Pisani, Villa Widmann und Villa Foscari, genannt La Malcontenta.

Auf der Fahrt werden zahlreiche Schleusen und Brücken passiert. Niedrige Brücken…

Die Villa Pisani ist die größte der drei Villen,

die gelungenste aber wohl die von Andrea Palladio 1550-60 erbaute Malcontenta.

Seine Wiedergeburt der römischen Antike prägte einen ganzen Baustil, den Palladianismus, und später den Klassizismus.

Das Weiße Haus in Washington, zum Beispiel, ist in diesem Stil erbaut.

Am Ende der ganztägigen Tour erreicht man schließlich Venedig, von der Kanalmündung geht es über die Lagune um dann „in stile“ an der Piazza San Marco anzulanden.

Einen Schritt auf den Boden gesetzt ist die Ruhe der Flussfahrt auch schnell „Padua, Venetien“ weiterlesen

Freiburg

Kurzbesuch in Freiburg.

Die Freiburger genießen den Luxus eines werktäglichen Erzeugermarkts am Münster (Montag bis Freitag von 7:30 bis 13:30, samstags bis 14:00). Auf der Nordseite schöne Produkte vom Kaiserstuhl und dem Markgräflerland, und Imbissstände mit der berühmten Freiburger Langen Roten.

Auf der Südseite Kunsthandwerk, Delikatessen und Blumen.

Nicht zu vergessen Stefans Käsekuchen, famos über die Grenzen des Breisgau hinaus.

 

Abends gebummelt auf der Suche nach einem Restaurant, für eine Tapasbar im Studentenviertel entschieden: La Pepa (Moltkestr. 27).

Fast ausgebucht, kleine Warteschlange am Eingang, trotzdem freundlich und flink bedient worden von Laura, wie sich später herausstellt Ehefrau des spanischen Besitzers und: Italienerin.

Frittierte Garnelen im Filoteig, Papas arrugadas, eine sehr gute Ceviche und ein perfekt gebratener Oktopusarm sorgten für einen zufriedenen Abend. Und die Flasche des guten Rueda.

Ach, und zum Dessert eine Tarta de Santiago, ein Mandelkuchen, stilecht mit Malaga zum daraufgießen serviert.

Beim Verdauungsspaziergang eine Gruppe von Tango-Aficionados entdeckt, die einen stillgelegten Brunnen zum Ort der Begegnung umfunktioniert haben.

Abends in die Bar:

One Trick Pony (Oberlinden 8)

2018 von einem Fachmagazin in drei Kategorien für deren Bar Awards ausgezeichnet.

Für die Nichtraucher ein langer Tresen im Durchgangsbereich (warum kommt mir das Wort Schlauch in den Sinn?), mit gut sortiertem Barstock.

Hinten ein sehr großzügiger Raum für die Raucher, mit Galerie über zwei Etagen.

Die Getränkekarte im Comicstil (ganz witzig: Die Gincocktail-Hauskreation mit Basilikum wird von einem mit Lorbeerkranz verziertem Jörg Meyer präsentiert, kleine Hommage an die deutsche Barlegende und Schöpfer des Gin Basil Smash).

Wir bestellten einen eigentlich alkoholfreien Drink mit Roter Bete, aufgepeppt mit ein wenig Alkohol: Code Red mit Geist (12 Euro) und ein Boaty’s Back (Zitronengras-Rum, Wermut, Holunder, 11 Euro).

Schön gemacht, nettes Team, aber zu müde für einen zweiten Drink.

 

Am nächsten Tag nur sparsam gefrühstückt und zum Mittagessen in das

The Gramercy (Fischerau 28)

Moderne Einrichtung in hellen Grautönen.

Zum Aperitif einen sehr guten Vouvray von der Loire, Troglodyte von Alain Robert.

Als Vorspeise gab es Burrata mit Orangen.

Hoppla, kenne ich doch? Stimmt, ist ein Rezept von Ottolenghi, hatte ich im Oktober an dieser Stelle zubereitet. Nun, scheint ein gutes Rezept zu sein und war, wie erwartet, delikat abgestimmt.

Anstelle des Desserts für die Begleitung ein Zwischengang: Ravioli mit Ricotta und Salbei, sehr klassisch, aber hundert Prozent selbstgemacht und zartschmelzend aromatisch.

Hauptgang für mich Frikadellen, gegenüber Bäckchen, mit Fleisch von ein und demselben Rind, mit Kartoffelpüree und Gemüse. Tolles Fleisch mit einem leckeren Tropfen vom Kaiserstuhl, einem Spätburgunder vom Weingut Abril.

Zum Abschluss noch eine kleine Käseauswahl, das Mittagsmenü mit 3 Gängen kostete 35 Euro. Angemessen und empfehlenswert.

Sebastian Trefzer hat hier eine präzise Küchenleistung gezeigt, und die umsichtige Carolin Reichenbach im Service steuert ihren Teil dazu bei, um eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen.

Nur mittags geöffnet!

 

Eine kleine Abkühlung auf der Dachterrasse des Skajo (Kaiser-Joseph-Strasse 192), schöner Blick auf das Münster und über die Stadt.

 

Gut besucht, abends vermutlich ein wenig schicker als der Rest des fahrradfahrenden, rucksacktragenden Birkenstock-Freiburgs. Aber tagsüber ganz entspannt.

Nach einem kleinen Shopping-Rundgang (Gefahr! Kochbücher!)

auf einen kleinen Imbiss mit Getränk in den sehr zentral gelegenen Biergarten Feierling (Gerberau 46). Trubelig und wuselig, aber für ein erfrischendes Bier genau richtig.

Sprach ich neulich im Artikel über Florenz von aussterbenden Eisenwarenläden? Freiburg hat einen! Warum kann der existieren?

Hilfreich ist natürlich keine Ladenmiete zu zahlen, ich vermute dies ist hier der Fall. Und die gute Lage am Schwabentor, aber das alleine rettet keinen kleinen Einzelhändler. Abgesehen von dem umfangreichen Sortiment auf kleinstem Raum, von einzelnen Schrauben über Blumenerde, Gartengeräten hervorragender Qualität von der Schwarzwaldschmiede, bis zu an der Decke hängenden Fahrrädern ist es wohl der Service, der den Unterschied macht.

Der Inhaber versprüht eine umwerfend gute Laune, und nimmt sich die Zeit mit jedem zu plaudern, ohne geschwätzig zu sein.

Luitpold Bauer (Oberlinden 25)

Gen späteren Abend noch eine Ausstellung mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten besucht:

Two Degrees Celsius

Fotograf Tom Hegen

Veranstalter und Sponsor Markus Specht begleitete und erklärte uns das Konzept und die Entstehung des Projekts.

Tom Hegen fotografierte Luftbilder, aus dem Flugzeug und dem Helikopter, von abschmelzenden Eismassen in Island und der Antarktis.

Fotografien von betörender Schönheit, und ohne den mahnenden Zeigefinger zum gegenwärtig allgegenwärtigen Thema Klimaerwärmung zu erheben, liefern die Bilder einen erschreckenden Eindruck von der sich verschlechternden Situation des Eises an den Polen.

Dazu gibt es noch eine etwa halbstündige Multimediaschau.

https://www.scene-art-statement.com/

Noch bis zum 6. Juli zu sehen, eine Verlängerung ist aber schon geplant. Danach weitere Termine in verschiedenen deutschen Städten.

Florenz

Die Blühende

 

Die Wiege der Renaissance, die Ponte Vecchio, abertausende von Touristen.

Alle Klischees werden erfüllt, und trotzdem (oder gerade deswegen?) hat Florenz einen unwiderstehlichen Charme. Wunderbar zu Fuß zu erforschen, und wer versucht sich tagsüber von Dom, Ponte Vecchio und der Piazza della Signoria fernzuhalten hat sogar etwas Bewegungsfreiheit.

Die Schlangen vor den Uffizien, der Accademia, dem Aufgang zur Domkuppel oder dem Campanile von Giotto sind lang, daher empfehle ich auch auf die Sehenswürdigkeiten der „zweiten Reihe“ zu achten, die in weniger reich beschenkten Städten immer noch eine verdiente Hauptattraktion wären.

Zum Beispiel die von den Touristenströmen vergessene wunderschöne Piazza della Santissima Annunziata, mit dem von Brunelleschi erbauten sehenswerten Ospedale degli Innocenti (Hospital der Unschuldigen), einem Waisenhaus in dem Findelkinder abgegeben wurden, die dann alle den Nachnamen Innocento bekamen. Nicht ohne Grund ist dies daher ein heute immer noch häufig vorkommender Florentiner Familienname.

Oder das Museum Bargello, früher unter anderem Gericht und Sitz der Stadtwache, heute sind dort die Originale diverser Skulpturen von Donatello, Giambologna und Michelangelo und die beeindruckenden Keramiken der Künstlerfamilie della Robbia ausgestellt.

Oder Kirchen, in denen Zitronen wachsen. Hier Santo Spirito.

Aber die klassischen Sehenswürdigkeiten werden an anderen Stellen ausreichend beschrieben, ich konzentriere mich heute auf die kulinarischen Erfahrungen in der Stadt.

Eines vorweg: Florenz ist teuer. Aber es ist verdammt schwer hier schlecht zu essen, vorausgesetzt man hält sich von überteuerten Touristenfallen fern. Oder von billigen Touristenfallen:

Und wer sich auf der Piazza della Signoria oder der Piazza della Reppublica im Caffè Rivoire oder bei Gilli draußen hinsetzt, darf sich über „un conto salato“, eine gesalzene Rechnung, nicht wundern. Die Fiorentini sind überzeugte Anhänger des 3-Preise-Systems, al banco, a tavola, a fuori (an der Theke, am Tisch und draußen), und wer einen schönen Blick genießen will zahlt halt etwas mehr.

Erster Tipp, zum ersten eintauchen in die toskanische Küche:

Der Mercato Centrale (Piazza del Mercato Centrale, Via dell’Ariento).

Im Untergeschoß ein funktionierender Markt, im Gegensatz zu anderen Markthallen in touristisch überfluteten Städten (z.B. die Boqueria in Barcelona), noch relativ authentisch. Touristen wollen leider nur Melonenstückchen kaufen, keinen ganzen Schwertfisch. Doch auf ein paar Mitbringsel wie Olivenöle, fertige Pasta, Gewürze usw. muss auch hier niemand verzichten.

Im Obergeschoß dann ausschließlich gastronomische Stände.

Einige von ihnen verkaufen ihre Produkte aus dem Erdgeschoß, den Hamburger-Stand mit Chianina-Rindfleisch betreibt ein Metzger von unten, der Franzose David Bedu führt die ausgezeichnete Bäckerei und Pasticceria Pank, der Fischhändler bereitet diverse „Florenz“ weiterlesen

Karlsruhe

Kurzer Besuch in Karlsruhe.

Abends in das Restaurant „sein“
Modern, aber unprätentiös eingerichtet.

Ich wählte das 4-Gang-Menü zu 70 Euro plus 34,- Weinbegleitung, die Begleitung (nicht der Wein, sondern die weibliche) zwei einzelne Gerichte plus Dessert.

Als Amuse zweimal geschlagene Butter: Eine Nussbutter und einmal Butter mit Sahne.

Etwas befremdlich die rollenden Wassergläser, ich glaube von Sempli. Als Tumbler für den Whisky bestimmt eine nette Spielerei, für das Wasser bevorzuge ich pragmatischere Gläser, die nicht vor einem fliehen…

Erster Gang geräucherte Forelle und Guacamole, klein aber fein.

Danach eine Kalbsconsommé, mit Madeira, eventuell Portwein verfeinert. Sehr, sehr gut!

Absolut klar und von einer bestechenden Konzentration. Eine gute Consommé mag einfach erscheinen, ist aber ein handwerklich recht aufwendiges Gericht.

Als nächster Gang ein Hummertatar mit Jaipur Curry gewürzt, in Ponzu eingelegte Gurke und eine Art Eis aus Mango. Curry zum Hummer klappt ausgezeichnet, auch die anderen Aromen harmonierten prima. Dazu ein Riesling Alsace von der Domaine Trimbach, Selection des vielles vignes.

Das war in der Kombination mit dem Tatar großes Kino, und ganz klar der beste Wein des Abends.

Gegenüber wurde gleichzeitig ein gebratener Steinbutt mit Nussbutterpüree, Spinat, Perigordtrüffel und einem Vin jaune-Jus serviert, sehr delikat (42,-).

Nun folgte Pulpo in Kokossuppe mit Ingwer, darauf ein gebratener Sojasprossensalat mit knusprigen Kokoschips und ein paar Tropfen Basilikumöl. Der Tintenfisch war auf den Punkt gegart, die Suppe nicht zu mächtig und die angebratenen Sojasprossen setzten mit der Vinaigrette einen interessanten Gegenpart dazu.

Danach das gebratene Rinderfilet, plus einem gebackenem Klops, zweierlei Brokkoli (einmal gepickled, und einmal als Püree), Eigelbcreme und Sauce périgourdine.

Wein: Eine Cuvée namens Beryll aus Cabernet/Merlot/Zweigelt von Schwegler, die hat mich nicht allzu begeistert, das Fleisch hingegen war fantastisch, und die Saucen ganz besonders.

Für die Begleitung die Rinderschulter 48h geschmort, butterzart, mit Karotte, Vanille und Madeirajus (18,-), dazu ein Rioja von Sela, beides stieß auf großen Anklang!

Als „Süße Einstimmung“ ein Prédessert, ein Mini-Churro mit Apfelkompott und Vanilleschaum.

Zum Dessert für mich ein Brie de Meaux mit Trüffel, Tannenhonig, Kerbel, Feigenbrot und -marmelade. Wein dazu: Ein Muskateller aus dem Markgräflerland von Martin Wasner.

Dieser war hervorragend, Käse, Trüffel und Tanne kombiniert jedoch für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten, die Aromen zu stark. Vielleicht war aber auch nur ich zu schwach.

Die Wahl der Valrhonaschokolade warm & kalt mit Himbeere, Frischkäse und Vanille war da stimmiger.

Wer mitgezählt hat: Das waren fünf Gänge plus Amuse und Pre-dessert. Nett. Vielleicht war aber die Forelle auch noch ein Post-Amuse…?

Küchenchef Thorsten Bender ging nach dem Menü von Tisch zu Tisch und plauderte interessiert mit den Gästen. Nach unserem Lob für die Leistung der Küche, mit dem Zusatz „Wir sind zum ersten Mal hier“, kam als Antwort:

„Ich weiß!“

Da achtet jemand auf seine Kunden.
Gerne wieder.

 

Vor dem Essen zum Aperitif in eine Bar, das

Guts & Glory 

Der Tresen ist am Kopfende des Raumes in der Mitte, und soll einem Boxring ähneln, schickes Beleuchtungskonzept, an den Wänden Boxerfotos und diverse Utensilien wie z.B. Boxhandschuhe.

Zum Auftakt ein Americano mit Punt e Mes, Orangenbitter und relativ viel Soda, passte aber.

Und ein „Früchte des Südens“, Pimm’s, Erdbeere, Holundersirup und Amaro, frisch und lecker.

Nach dem Restaurantbesuch sind wir noch einmal eingekehrt:
Für die Dame einen Martinez mit dem Guts & Glory Hausgin, 12,-

Der Cocktail namens „Kaiserstraße“ klang für mich vielversprechend:
Revolte Rum, Mezcal, Toasted Sirup, Acid cordial, Orange, Yuzu und Safranfäden, 12,-

Beide Drinks perfekt gemixt und sehr wohlschmeckend, feine Süße/Säure-Balance bei der Kaiserstraße.

Der Besitzer Mo Kaba, optisch eine Mischung aus Samuel L. Jackson und Catweazle (aufgrund der Bartfrisur), erwies sich als souveräner Gastgeber. Den Laden hat er routiniert im Griff, und obwohl später gut gefüllt, musste niemand lange auf sein Getränk warten, und er fand trotzdem noch Zeit für einen kleinen Plausch mit uns.

Außerdem besitzt er diesen coolen Eiswürfel-, bzw. Eiskugelbereiter. 

 

Anmerkung: Dieser Artikel brauchte mal wieder etwas länger bis zur Fertigstellung. Kurz nach unserem Besuch wurde dem Restaurant „sein“ ein Michelin-Stern verliehen.

Zu Recht. Glückwunsch!

Restaurant sein
Scheffelstraße 57
76135 Karlsruhe

Guts & Glory
Hirschhof 5
76133 Karlsruhe

Restaurant Schützenhof, Glashütten-Schloßborn

Kleinod im Taunus

 

Gediegenes Fachwerkhaus mit einem etwas moderneren Teil des Hauses, der Bleiglasbereich dunkler und rustikaler.

Eine kleine, aber sehr gemütlich-romantische Sommerterrasse, mitten im Ortskern gegenüber der Kirche. Keine Angst, die Lage ist nicht wirklich verkehrsumtost, die lautesten Geräusche aus der Außenwelt sind gelegentlich vorbeischiebende Kinderwagen oder ein vorlauter Hund.

Der Patron Lothar Mohr, obwohl ausgebildeter Koch, macht den Service, während seine Frau in der Küche steht. Und dort liefert sie ausgezeichnete Arbeit. Beide erstellen die Menüs zusammen, wodurch Herr Mohr die einzelnen Gänge mit viel Fachkenntnis und einem, nun, ganz persönlichen Stil erläutern kann.

Zum Aperitif wurde ein Amuse mit Tamarillo (auch als Baumtomate bekannt) und einem Paprika-Auberginenröllchen gereicht, dazu Brot und aufgeschlagene Butter mit Limettenzeste und gemörsertem bunten Pfeffer.

Der Tamarillo leicht säuerlich, schöner Kontrast zum Fruchtgemüse.

Die Tamarillos, so wie auch alle Kräuter des Menüs wachsen übrigens in Töpfen auf ebendieser Terrasse.

Danach ein Salat mit Sommersteinpilzen und frittierten Kräutern, unter anderem Ysop, dazu ein fruchtig-spritziger Ten Rocks Sauvignon aus Neuseeland.

Den Rest des Menüs nahmen wir nun drinnen ein. Dort wurde eine klare Tomatenconsommé mit Ziegenkäse-Royal und Basilikum gereicht, die Consommé mit einem „Hintergrundrauschen“ von Sternanis verfeinert. Klassisch, elegant und delikat.

Loup de mer mit Zucchini-Quendel (Quendel ist wilder Thymian), Krustentiersauce und Soba-Nudeln. Der Wolfsbarsch auf den Punkt gegart, vermutlich in Knoblauchöl confiert, die Sauce großartig, während die Sobanudeln zwar lecker, aber irgendwie für mich nicht ganz stimmig zum Fisch waren. Begleitet von einem Weißwein der Tenuta Sant Antonio aus Venetien, Telos, aus 80% Garganega und 20% Chardonnay.

Grapefruit Granité mit Campari und Wermut bianco.

Granités halte ich oft für ein überflüssiges Füllsel einer Menüfolge, ja ich weiß, soll den Gaumen entspannen und auf den nächsten Gang einstimmen, bleibt aber meist wässerig und belanglos.

Campari und Grapefruit gaben brachten aber mit bitter und sauer zwei Geschmacksrichtungen zusammen, die etwas Spannung erzeugten.

Rehbockrücken mit Schalotten und Rotweinzwiebeln, Brennesselknödel, Lemon-Myrtle-Luft.

Topp!

Weder Schäumchen noch Wild gehören zu meinen Favoriten, aber das Fleisch war erstklassig und wieder einmal perfekt gebraten, die Wolke „Luft“ war toll aromatisiert und gab dem Gericht das gewisse Etwas.

Dazu ein Haut Medoc 2010 von der Domaine Le Verderet. Schöne Reife, prima zum Reh.

Als Dessert Kirschen in Rotwein, Portwein und Cassisreduktion, Pfeffer-Eis, Anis-Knusper-Segel.

Tolles, feines Dessert, dunkel, würzig, und außerdem wurde ein herrlicher Süßwein dazu serviert.

Ein völlig zu unrecht vernachlässigtes Stiefkind der Weinwelt, hier ein potenter, schwerer Banyuls Helyos 2015

Das Menü 82 Euro plus 41 Euro einzeln abgerechnete Weinbegleitung.

Alles in allem: Hervorragend! Fein abgestimmte Aromen, handwerklich präzise.

Hingehen lohnt sich.

 

Restaurant Schützenhof
Langstraße 13
61479 Glashütten / Ortsteil Schloßborn

Paris, der Rest des Tages

Nach dem Besuch in Rungis fuhren wir zu unserem Hotel und hatten den Rest des Tages zum Bummeln durch Paris. Da die Zimmer erst um 15 Uhr bezugsfertig waren, bestand auch keine Gefahr nach einem Nickerchen liegenzubleiben. An dieser Stelle war festzustellen, dass eine Nacht durchzumachen immer noch möglich ist. Nur geht es nicht mehr so spurlos wie früher an einem vorbei…

Nach einem Spaziergang durch die Tuilerien, einem Abstecher in die Galeries Lafayette, die übrigens ein Dachcafé mit hübscher Aussicht haben,

 

und einigen netten Cafés zog es uns zu einem Küchenladen, den ich noch von früheren Besuchen kannte:

E. Dehillerin.

Ein Kupferparadies. Recht altertümlich, fast verstaubt wirkend, ähnelt dieses Geschäft eher einem gutsortierten Eisenwarenladen. Plastikschnickschnack sucht man vergeblich.

 

 

Im Schaufenster ein Stück französischer Küchengeschichte: Eine Entenpresse!

Um die Ecke, etwas versteckt in einem Innenhof, übrigens ein weiteres empfehlenswertes Küchengeschäft: Verrerie des Halles.

Auch dieses eher auf den professionellen Kunden ausgerichtet.

Abends ein Restaurantbesuch bei L’Antre Amis,

einem typischen Vertreter der französischen Bistronomy-Bewegung, die „Paris, der Rest des Tages“ weiterlesen