GO by Steffen Henssler

Steffen Henssler hat eine neue Sushi to-go Linie lanciert, die man sich in einigen deutschen Großstädten und deren Umland abholen kann, darunter auch in und um Frankfurt.

Ich bekenne freimütig, kein großer Fan von Hensslers Fernsehauftritten zu sein, aber eine der ersten Adressen, die beliefert wurden war der örtliche Weinladen, also dann!

Bestellt wurde die Fancy Box mit, von links nach rechts, dreimal Crispy Tuna Tatar, achtmal Rocket Roll, achtmal Ultra Roll und einem Sashimi Tuna Teriyaki, für 55 Euro.
Und eine Flasche Fukuyu Yuzu Sake-Likör.

Fancy Box by Henssler
Fancy Box by Henssler

Die Bestellung erschien in einer eleganten schwarzen Schachtel, darin sehr einfache Holzstäbchen und etwas billig wirkende Servietten aus der Spenderbox.

Auch war keine Beschreibung der Sushi beiliegend, für mehr Informationen musste man im Internet nachschauen.

Um es Herrn Henssler nicht zu einfach zu machen, sollte er gegen Supermarktrollen antreten, nämlich von Edeka bzw. EatHappy.

Ebenfalls Rocket Rolls: Thunfisch mit Rucola, Avocado und Frischkäse, und „Rainbow Mango“ mit Lachs und Avocado, je 8 Stück für 6,95 bzw. 7,65 Euro.

Der Yuzu-Sake-Likör wurde leider nicht mitgeliefert, doch glücklicherweise befand sich noch eine kleine Flasche Junmai Daiginjo Sake aus einer Bestellung bei Frau Ueno-Müller im heimischen Barschrank.

Der Crispy Tuna Tatar von Henssler war mit orangenem Fischlaich dekoriert, dazu Frühlingszwiebelgrün, frittierter Reis und Mayo.

Mayo? Ja, Steffen Hensslers Spezialität sind nun mal die üppigen California-Rolls, und obwohl sich mir die Verwendung von Mayo bei Sushi nicht erschließt, war dies sehr stimmig abgeschmeckt.

Die Rocket Roll bestand aus geflämmtem Lachs, obendrauf Sesam mit Wasabi, roter Bete mit Alge umwickelt und etwas säuerlich-frisches, vielleicht Yuzu oder Limette?

Würzig, scharf, Röstaromen, Zitrus und durch die Bete etwas erdiges, gut.

In der Ultra Roll befand sich eine panierte Garnele, saftig und nicht trocken, mit Mayonnaise, Avocado, obendrauf in Essig eingelegte Zwiebelchen.

Zu guter Letzt das Sashimi Tuna Teriyaki, der Fisch von einer umwerfenden Qualität.

Die Teriyaki-Sauce hausgemacht und sehr gehaltvoll, das hätte als Umami-Komponente mehr als gelangt, zusammen mit der (wieder mal) Mayo für meinen Geschmack dann doch etwas zu viel des Guten.

Dank des hervorragenden Ausgangsproduktes und einer fein abgeschmeckten Schärfe hat das Sashimi insgesamt jedoch überzeugt.

Noch ein paar Worte zum Sake: Ein Junmai Daiginjo „Rhododendron“ von Amabuki, 16 Euro für 180ml.

Reif und blumig, zarte Anklänge von Honigmelone, ein wenig Marzipan,
hinten über die Zunge rollend fühlt man einen Sommerregen im Weizenfeld (bzw. Reisfeld), und vor dem geistigen Auge erscheint van Goghs Mandelblüte…

Vielleicht werde ich tatsächlich noch ein Fan von Sake.

Weil die Flasche aber doch arg klein war, durfte noch ein restsüßer Riesling von der Mosel seine Fähigkeit zum Sushi-Pairing beweisen, was er ganz hinreißend getan hat. Eine Trittenheimer Apotheke von Eva Clüsserath mit zarten 8% Alkohol, verspielt und bezaubernd, einer eleganten Mineralität, süß aber niemals klebrig.

Riesling und Sake
Möselchen meets Nippon

Ach ja, die Supermarktrollen! Fairerweise muss man den Preisunterschied erwähnen, aber in puncto Geschmack und Qualität hatte Hensslers Lieferung die Nase vorn. Um Längen.

Gitte, Schlamm und Flutwein

Sechs Wochen nach der Flutkatastrophe an der Ahr sind viele Trümmer geräumt, das Mobilfunknetz wieder aufgebaut, Strom jedoch ist noch nicht flächendeckend vorhanden und der Wiederaufbau der Kanalisation wird lange Zeit in Anspruch nehmen.

Neben allen Spendenaufrufen der großen Hilfsorganisationen, dem Einsatz von Bundeswehr und THW, gab es viele ergreifende Berichte über Helfer, die aus Teilen der Republik anreisten. Dachdecker, die Dächer notdürftig bedeckten, um weitere Schäden durch Regen zu vermeiden, Elektriker, Zimmerleute und andere Handwerker halfen wo immer sie gebraucht wurden.

Der Stern berichtete über Gitte, die ihren Nachnamen nicht genannt haben wollte, weil es nicht um sie ginge, sondern um die ihrer Hilfe Bedürftigen. Welchen sie mit ihrem roten Skoda jeden Tag Suppe bringt, mit der Unterstützung befreundeter Hausfrauen täglich frisch zubereitet.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat die Aktion „Bäcker helfen Bäckern“ ins Leben gerufen, mit jedem „Flut-Brot“ geht eine Spende von einem Euro an betroffene Bäckerbetriebe.

Auch die Winzer der Ahr sind stark von der Katastrophe betroffen, viele stehen vor ihren zerstörten Kellern. Die Geschichte der beiden Schwestern Maike und Dörte Meyer-Näkel, von einem der bekanntesten Weingüter der Region, die bei dem Versuch Geräte aus dem Weinkeller zu retten von der Flut eingeschlossen wurden und sich auf einen Baum retten mussten, von dem sie erst Stunden später befreit werden konnten, ging durch die Presse.

Fast alles wurde von den Fluten mitgerissen oder zerstört, Fässer, Weinpresse, Fuhrpark, und auch Stahltanks.

Winzer von der Mosel, Rheinhessen und der Saar sind angereist um Schlamm zu schippen, oder um die Ahrwinzer im Weinberg zu entlasten, damit diese sich um die zerstörten Keller kümmern können. So auch Theresa Breuer vom Rheingauer Weingut Georg Breuer, deren Betrieb nahe am Rhein liegt. „Das hätte auch uns passieren können“, sagte sie im Hessischen Rundfunk.

Dirk Würtz, früher bei Balthasar Ress, heute beim Niersteiner Weingut St. Antony organisierte unter dem Namen SolidAHRidät nationale und internationale Winzer, die ihre Weine spendeten. Die ersten 10000 Kisten à 65 Euro waren innerhalb zweier Tage verkauft, der Erlös geht an „Der Adler hilft“, eine Aktion des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter).

Winzer Peter Kriechel und die Gastronomin Linda Kleber haben unter dem Motto „Ahr – A Wineregion needs help“ den Verkauf von „Flutwein“ ins Leben gerufen, mit original verschlammten Flaschen. Effekthascherei? Hauptsache es hilft.

Auch die Sommelier-Union Deutschland ruft zu Spenden für die Weingüter auf.

Ebenfalls kann man mit der Reduzierung der Restbestände seinen Teil beitragen. Trinkt für einen guten Zweck!

Nippon Connection

 

Aus der Idee einiger japanophiler Studenten vor 21 Jahren ist ein Filmfestival hervorgegangen, anfangs in sympathisch-anarchischem Durcheinander auf dem alten Frankfurter Unicampus, mit Nudelsuppen und Karaoke im Keller, Shiatsu-Massagen und Konzerten von Girl-Punk-Bands, und eben Filmen, ist über die Jahre das weltweit größte Festival für den japanischen Film entstanden.

„Dank“ Corona muss man diesmal nicht nach Frankfurt reisen, denn sämtliche Veranstaltungen finden online statt.
Und es wird einiges geboten, Vorträge, Sake und Gin-Tastings, Konzerte, Workshops (z.B. für japanische Schriftzeichen oder Mangas), Rajio Taiso (Radiogymnastik…), Online-Karaoke usw.

Und Kochkurse!

Und natürlich einen Haufen japanischer Filme, diese sind als Video on demand für jeweils 6 Euro erhältlich.

Einen Film mit dem Thema Essen habe ich leider nicht gefunden, aber die japanischen Regisseure stellen die gesamte Bandbreite ihrer Kreativität vor, die gelegentlich auch außerordentlich skurril sein kann.
Sehr viele der Filmschaffenden sind in Interviews (Film-Talks genannt) zu sehen.

Die Festivaleröffnung findet heute Abend live über Vimeo statt, die Filme kann man über die ganze Woche ansehen.

Nippon Connection

Ein paar Sushi holen und die Filme genießen, den Sake Negroni nicht vergessen.

Kulinarische Kreuzfahrt

Mit den Hofköchen Wiesbaden

 

Schlachthof Wiesbaden, Grafitti

Der Schlachthof Wiesbaden ist ein Kulturzentrum mit diversen Veranstaltungen, von Konzerten über Disco zu Poetry-Slam. Die Hofköche sind ein dort ansässiger Cateringbetrieb, der normalerweise die Verpflegung für die Bands übernimmt, außerdem Buffets für Messen, Events und Geburtstagsfeiern liefert. Und einmal im Monat (seit 2002!) im Veranstaltungsraum, dem Sudhaus, zu einem Überraschungsmenü einlädt, genannt Milde Sorte.

Nachdem dieses Geschäft nun seit einem Jahr komplett weggebrochen ist, was macht ein schlauer Caterer da?

Essen zum Abholen!

Im Sommer und Herbst fing es an mit dem sogenannten Ausnahmezustandsbuffet, anfangs gedacht um wenigstens ein paar Mitarbeiter etwas zu beschäftigen. Dieses Konzept entwickelte sich aber zu einem großen Erfolg, und so entstanden weitere kreative Ideen.

Was fehlt uns am meisten in der aktuellen Situation, abgesehen von der Möglichkeit ein Restaurant zu besuchen?

Reisen! Um das schlimmste Fernweh zu bekämpfen entstand die Idee einer virtuellen Kreuzfahrt mit verschiedenen Reisezielen. Dazu hat Christoph Holderrieth, der Geschäftsführer der Hofköche, auch noch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm organisiert.

Auch das Ausnahmezustandsbuffet wurde schon von einer Videokonferenz begleitet, was anfangs zu unterhaltsamen Situationen führen konnte. Über 30 fröhliche Leute, die zum ersten Mal ihren Laptop in der Küche oder im Wohnzimmer aufbauen um ein virtuelles Meeting abzuhalten und munter drauflos schnatterten: „Ist das Mikro eigentlich an?“ – „Wofür ist dieser Button hier?“.

Zur kulinarischen Kreuzfahrt wurde diesmal eine Videoübertragung mit Moderation angeboten, mit der Möglichkeit sich über einen Chat mit einzubringen. Zugeschaltet wurden auch verschiedene Gastmoderatoren respektive Ortsansässigen, bei der letzten Veranstaltung zum Beispiel der ehemalige ZDF-Börsenreporter Reinhard Schlieker, der sich im Ruhestand auf Curacao niedergelassen hat. Mit wehenden Palmen vor türkisem Meer im Hintergrund.

Bei der ersten Tour hatten wir nur eine Station gebucht, eben die Karibik, bei dieser Kreuzfahrt nahmen wir an der gesamten Reise teil, insgesamt fünf Ziele an fünf Abenden.

Drive-in-Schalter, mit Koch Mig Schäfer und Christoph Holderrieth. Nach dem Foto wieder mit Maske.

Ein Bordpianist war auch mit dabei, Uwe Oberg, der zwischen den einzelnen Gängen und der Moderation live aus einem kleinen Filmstudio des Murnau-Filmtheaters zugeschaltet war.

Das erste Reiseziel am ersten Abend war Finnland. Hier nach dem Auspacken:

Finnisches Kreuzfahrt-Menü. Stilecht mit Ahoi-Brause geliefert.

Die ungewöhnlichste Speise: Kalakukko. Ein mit Fisch (hier Sardine) und Speck gefülltes/gebackenes Brot. Daran durfte sich Juan Amador in einer Folge von Kitchen Impossible schon einmal versuchen, damals von der kritischen Foodblogger-Jury abgestraft.

Uns aber hat es gefallen, ich denke dieses Nationalgericht war ursprünglich als transportfähiger Energielieferant für die harte Arbeit als Fischer oder in den Wäldern Finnlands gedacht.

Dazu noch ein Elchragout und würzige Rentierwurst, Fleischbällchen mit Mixed-Pickles-Gel, Lachssuppe, Waldpilzsalat und einem finnischen Kartoffelsalat.

Eine wohlschmeckende Überraschung für mich, konnte mir unter finnischem Essen bis dahin nicht viel vorstellen. Aber Elch nehme ich jederzeit wieder. Werden die gejagt? Wo bekommt man das hier? Roadkill?

Kalakukko, oben

Am zweiten Abend ging es in den Irak, was zwar kein klassisches Kreuzfahrtziel ist, aber durch den aus dem Irak stammenden Auszubildenden Swel sehr authentische Gerichte präsentiert wurden.

Swel hat gleichzeitig in einem Interview Einblicke in seine Heimat und die irakische Küche gegeben.

So gab es zum Beispiel Madguga (Dattelbällchen mit Birne), oder Erok (Kartoffelbratlinge mit einem Chili-Korianderdip), Lamm mit Biryani und Tarchina (Bulgur mit Joghurt, getrocknet) und noch einige andere Häppchen, sehr lecker auch die in Sesam gewälzten Falafel.

Irak. Noch mit finnischer Deko.

Das Thema des dritten Abends hieß Kimchi, Bulgogi und Kim Il Jung. Die Reise führte nach Korea, und zwar explizit Nord und Süd, denn diesmal per Videoschaltung dabei war ein Veranstalter, der eine der wenigen Pauschalreisen in den kommunistischen Staat organisiert.

Zu essen gab es neben dem oben erwähnten (außer Kim-Il Jung) Gimbap (koreanisches Sushi), Tteobokikki (Reiskuchen), Bibimbap (superschmackhaftes koreanisches Reis-Reste-Verwertungsgericht, das hier demnächst als Rezept auftauchen wird), Jjajngmyeon (Nudeln in schwarzer Bohnenpaste, und Banchan (viele kleine Beilagen).

Das vierte Ziel war Namibia, moderiert von Christoph Holderrieths Tochter Ida, die dort ihr Soziales Jahr verbrachte.

Zum Menü gehörten unter anderem Biltong (luftgetrocknetes Rindfleisch), knuspriger Schweinebauch, gewürzt mit direkt importierter Capana-Gewürzmischung vom lokalen Markt.

Live zugeschaltet war ein namibischer Koch aus Windhuk, der von seinem Arbeitsalltag vor und während Corona erzählte. Später noch ein Interview mit einem deutschen Farmbesitzer, der auf seiner Lodge (normalerweise) Zimmer an Touristen vermietet.

Am letzten Abend einer Kreuzfahrt findet traditionell das Captain’s Dinner statt, und so war es auch hier.

Begleitet von einem waschechten Kapitän, Kapitän i.R. Claus-Holger Baumert, der nach 44 Jahren zur See auf großen Containerschiffen so einiges Seemannsgarn zu spinnen wusste, und viele interessante Einblicke in die Welt der Hochseeschifffahrt gab.

Captain’s Dinner

Er war auch bei der ersten kulinarischen Kreuzfahrt schon mit an Bord und hat die Passagiere mit seinen Geschichten gefesselt.

Zum Beispiel über die Schwierigkeiten der medizinischen Versorgung mitten auf dem Ozean, außerhalb der Reichweite jedes Notfallhubschraubers.

Sehr amüsant auch die Einblicke in die Passage des Suezkanals, wo als Schmiermittel für eine reibungslose Durchfahrt zwingend eine Flasche Wodka und ein paar Stangen Zigaretten an die Kanalkommandatur mitzubringen sind.

Alkohol in einem islamischen Staat? Nun, Kapitän Baumert bejahte dieses auf Nachfrage entschieden. Na, schließlich ist das Wort ja auch arabischen Ursprungs (al-kuhul).

Die Teilnehmer dieses Abends wussten daher wenige Tage später sofort, was schiefgelaufen war bei der Passage des Schiffes „Ever Given“, das im Suezkanal havarierte. Da hatte wohl jemand keinen, oder schlechten Wodka offeriert.

Abschluss der Reise

Der Preis pro Person pro Abend betrug 38 Euro, das Captain’s Dinner je 48 Euro, alles einzeln oder im Paket buchbar.

Ursprünglich zur Selbstabholung oder zur Lieferung im Wiesbadener Stadtgebiet geplant. Nachdem zufriedene Teilnehmer aber ihre Berliner Freunde von der Mitreise überzeugten, gibt es inzwischen auch bundesweite Lieferung mit DHL.

Leinen los heißt es wieder ab dem 20.5., die Reiseziele sind diesmal Russland, Libanon, Südafrika, und die Philippinen.

Diana Rigg

Dame Diana Rigg ist im Alter von 82 Jahren verstorben.

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Ich will keinen Nekro(b)log machen, aber Diana Rigg war dann doch zu ikonisch, um sie hier nicht zu würdigen.

(Und nein, nicht mit einem Melonenrezept)

Der Name ihrer berühmtesten Rolle entstand aus dem Wortspiel mit „Man appeal“ (Männer ansprechend), „M. appeal“ = Emma Peel. Möglicherweise leicht sexistisch, aber sie füllte die Rolle derart souverän aus, dass Emma eine Vorbildfunktion für eine unabhängige, selbstbestimmte Frau der sechziger Jahre innehatte. Und Diana spielte ihren Partner Patrick Macnee ganz nebenbei an die Wand.

Nach dem Erfolg von „Mit Schirm, Charme und Melone“ spielte sie nur in wenigen Kinofilmen mit, unter anderem einem James Bond, war aber regelmäßig auf der Theaterbühne zu sehen.

Nach dem Ritterschlag zur CBE (Commander of the Order of the British Empire) 1987 wurde sie 1994 zur Dame Commander (DBE), der zweithöchsten Stufe des britischen Ritterordens ernannt.

Im Alter von 75 Jahren brillierte sie noch einmal in der Kultserie „Game of Thrones“.

Wie immer ihrer Zeit voraus in diesem Bild…

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In der Serie „The Avengers“ (der Originaltitel von Mit Schirm, Charme und Melone) wurde hauptsächlich Champagner getrunken, und auch wenn sie zu ihrem achtzigsten Geburtstag eine Party schmiss und dafür einen Cocktail erfand, Diana’s Dynamite, bestehend aus Prosecco mit Cointreau, „which got everyone hammered“, würde ich doch lieber mit einem Champagner-Cocktail auf sie anstoßen:

French 75

3 cl Gin
1,5 cl frischer Zitronensaft
1 cl Zuckersirup
Champagner

Gin, Zitronensaft und Sirup auf Eis in einem Shaker kräftig schütteln, in ein vorgekühltes Champagnerglas oder einen Champagnerkelch abgießen, mit dem Champagner auffüllen.

Eventuell mit einer Cocktailkirsche garnieren.

 

 

Kochen in Zeiten der Krise

Hamsterfutter

Nein, es wird hier keine Tipps geben wie man etwas leckeres aus Konserven zaubern kann.

Don’t panic.

Geht frische Zutaten einkaufen (meinetwegen auch mit Mundschutz), es ist alles reichlich vorhanden und wird es auch bleiben. Nur Klopapier nicht, aber irgendwann werden die Hamsterkäufer feststellen, dass ein sauberer Hintern vor Ansteckung nicht schützt.
Sondern Abstand.
Lasst sie monatelang ihre Dosen mit Erasco-Eintopf aufwärmen.

Unterstützt den Einzelhandel, geht zum Metzger, zum Bäcker, zum Gemüsehändler, zum Weinladen. Bestellt bei eurer Pizzeria, auch wenn Pizza im Pappkarton leidet, aber es gibt sonst sehr schnell keine Pizzeria mehr.

Stöbert online bei dem steuerschlupfenden amerikanischen Versandhändler nach einem schönen Kochbuch, und bestellt es bei eurem lokalen Buchladen.
Wer möchte, kann natürlich auch „Die Pest“ von Albert Camus lesen, aber ich fürchte der Titel ist bald ausverkauft…

Backt Anti-AfD-Apple-Crumble nach Elisabeth Raether/Nigel Slater (Grüße an Frau B. aus H.),
und kocht was Feines.

Lest. Bücher. Und aufbauende Texte:
Die Welt nach Corona
Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.“ – Matthias Horx.

Hört Musik.

Vom Titel nicht verunsichern lassen, ist im Grunde ein positiver Song.

Keep calm and cook on.
Und bleibt gesund.

Tomba Brion

Kleiner Ausflug zur modernen Architektur, Palladio hatten wir ja schon.

Die Ehefrau des Industriellen Giuseppe Brion aus dem Veneto beauftragte den Architekten Carlo Scarpa für sich und ihren verstorbenen Ehemann ein Grabmal zu erschaffen. Grabmal ist vielleicht nicht das richtige Wort, eher ein Monument oder ein japanischer Tempelgarten? Vermutlich von allem etwas.

Brion war Inhaber der Elektronikfirma Brionvega, die hauptsächlich mit Radiogeräten modernsten Designs erfolgreich war. Scarpa erhielt völlig freie Hand bei der Gestaltung des über 2000m² großen Areals.

Carlo Scarpa blieb zeitlebens die gebührende Anerkennung versagt, da er zwar Architekturdesign studiert hatte und in Venedig als Professor der Architektur graduierte. Die italienische Regierung veränderte jedoch die Zulassungsbestimmungen für Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg, und ein neuerliches pro forma Examen verweigerte er. Als Folge dessen mussten seine Assistenten die Bauprojekte offiziell führen und unterzeichnen, und er wurde von missgünstigen Kollegen gelegentlich als Inneneinrichter verspottet.

Mit der Tomba Brion gelang ihm in den 70er-Jahren sein Meisterwerk.

Über den Friedhof der Gemeinde gelangt man zum Komplex.

Trotz des fast brutalistischen Einsatzes von sehr viel Beton ist der Ort eine Idyll der Kontemplation, mit einer bezaubernden Formensprache.

 

Der Haupteingang mit der öffentlich für Totenmessen genutzten Kapelle wurde leider zum Zeitpunkt unseres Besuches renoviert, aber auch der zugängliche Teil der Anlage mit dem japanisch anmutenden Garten und Seerosenteich, den vielen kleinen Details und Blickachsen verströmt eine betörende Poesie.

Auch der Dorfjugend gefällt’s.

Nach seinem Unfalltod 1978 in Japan wurde Scarpa knapp außerhalb der Grabanlage beerdigt (senkrecht, mit Leinentüchern umwickelt nach der Art eines mittelalterlichen Ritters [!]).

Tomba Brion
Via Brioni
31030 San Vito di Altivole

 

 

I would like to explain the Brion Cemetery…I consider this work, if you permit me, to be rather good and which will get better over time. I have tried to put some poetic imagination into it, though not in order to create poetic architecture but to make a certain kind of architecture that could emanate a sense of formal poetry….The place for the dead is a garden….I wanted to show some ways in which you could approach death in a social and civic way; and further what meaning there was in death, in the ephemerality of life – other than these shoe-boxes.” (Carlo Scarpa)

Wiglaf Droste

Ein genialer Wortkünstler ist mit 57 Jahren von uns gegangen. Er schrieb, nein, „schrub“, und sprach gegen die Verunstaltung der deutschen Sprache, münzte mit Vergnügen neue Worte und fand großen Gefallen am geschliffenem Wortwitz.

Oder, wie die taz in ihrem Nachruf schreibt: „Er räumt umsichtig einen aktuellen Sprachunfall von der Straße, noch bevor wir daran verunglücken können.“

Journalist, Autor, Musiker und Bonvivant der er war, gab er über Jahre zusammen mit dem schwäbischen Koch Vincent Klink die Zeitschrift, na fast eine Buchreihe, „Häuptling Eigener Herd“ heraus, mit Texten rund um die Kulinarik. Oder auch nicht, sowohl die Inhalte, als auch die Publikationsintervalle blieben frei gestaltbar.

„Salat ist sinnlos, knackt aber.“
Wiglaf Droste

Düsseldorf

Am Tag nach dem Besuch bei Anthony’s Kitchen noch ein paar Stunden durch Düsseldorf geschlendert. Wirklich nur kurz, daher nur drei, nein vier Empfehlungen:

Butch.

Ein Küchenladen. Ein wenig auf die Leserschaft des Beef!-Magazins ausgerichtet, man kann hier auch ungefähr die letzten 20 Ausgaben kaufen. Hauptsächlich qualitativ hochwertige Hardware, Pfannen, Töpfe, Messer, ein paar Küchengeräte. Kleines Sortiment an Gewürzen, Fonds, etc.

Gute Auswahl, gute Beratung.

Cucina.

Auch ein Küchenladen. Im Keller Großgeräte wie z.B. Designerkühlschränke und Küchenzeilen von der Werkbankküche.

Oben von allem etwas, Kochbücher, Gewürze/Soßen/Pestos, diverse Kochutensilien, ein paar Töpfe und Pfannen, Holzbretter, Tableware etc. der Richtung jung und stylisch. Gute Auswahl, freundliches Personal.

Direkt nebendran der Markt am Carlsplatz, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags von 8 bis 16 Uhr.

Hervorragend bestückter Markt mit festen Ständen und Düsseldorfer Charme, auch hier wird konsequent geduzt. Prima Auswahl an Fisch, Fleisch, Gemüse, Backwaren, Blumen, ein paar Cafés und Bistrots. Hohe Qualität der Waren, lohnenswert.

Auf dem Weg zum Markt zufällig an einem Buchladen vorbeigekommen: Frank Petzchen, ein Buchladen nur mit Kochbüchern! Verheerend für die Urlaubskasse…

Ausgesprochen kompetente und freundliche Inhaberin, und aus dem Keller stiegen Essensdüfte auf, ein Kochkurs war im Untergeschoss zugange. Auf die Frage, wie oft denn ein Kochkurs stattfinden würde, stellte sich heraus: Täglich! Tu felix Düsseldorf.

Butch
Tußmannstraße 63

Cucina
Carlsplatz 24

Frank Petzchen
Benrather Straße 6 / Carlsplatz

Markt am Carlsplatz
Carlsplatz 4

Panini in Syrakus, Sizilien

Ein erster Gastbeitrag!

Freunde waren im Urlaub, auf Sizilien. Dort gibt es in der Altstadt, auf der Insel Ortigia, einen Käseladen, welcher frisch zubereitete Panini anbietet, und inzwischen eine gewisse Berühmtheit im Internet erlangt hat.

Ich habe das Video etwas gekürzt, da der Padrone zwischendurch immer wieder in seinen Laden geht um Zutaten zu holen, auch der eine oder andere vorbeischlendernde Freund wird überschwänglich begrüßt. Insgesamt dauert die Herstellung dieser beiden, zugegeben wunderschönen, Panini über zehn Minuten. Ist halt alles frisch, auch der Käse wurde selbst hergestellt.

Buon divertimento!