Tomba Brion

Kleiner Ausflug zur modernen Architektur, Palladio hatten wir ja schon.

Die Ehefrau des Industriellen Giuseppe Brion aus dem Veneto beauftragte den Architekten Carlo Scarpa für sich und ihren verstorbenen Ehemann ein Grabmal zu erschaffen. Grabmal ist vielleicht nicht das richtige Wort, eher ein Monument oder ein japanischer Tempelgarten? Vermutlich von allem etwas.

Brion war Inhaber der Elektronikfirma Brionvega, die hauptsächlich mit Radiogeräten modernsten Designs erfolgreich war. Scarpa erhielt völlig freie Hand bei der Gestaltung des über 2000m² großen Areals.

Carlo Scarpa blieb zeitlebens die gebührende Anerkennung versagt, da er zwar Architekturdesign studiert hatte und in Venedig als Professor der Architektur graduierte. Die italienische Regierung veränderte jedoch die Zulassungsbestimmungen für Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg, und ein neuerliches pro forma Examen verweigerte er. Als Folge dessen mussten seine Assistenten die Bauprojekte offiziell führen und unterzeichnen, und er wurde von missgünstigen Kollegen gelegentlich als Inneneinrichter verspottet.

Mit der Tomba Brion gelang ihm in den 70er-Jahren sein Meisterwerk.

Über den Friedhof der Gemeinde gelangt man zum Komplex.

Trotz des fast brutalistischen Einsatzes von sehr viel Beton ist der Ort eine Idyll der Kontemplation, mit einer bezaubernden Formensprache.

 

Der Haupteingang mit der öffentlich für Totenmessen genutzten Kapelle wurde leider zum Zeitpunkt unseres Besuches renoviert, aber auch der zugängliche Teil der Anlage mit dem japanisch anmutenden Garten und Seerosenteich, den vielen kleinen Details und Blickachsen verströmt eine betörende Poesie.

Auch der Dorfjugend gefällt’s.

Nach seinem Unfalltod 1978 in Japan wurde Scarpa knapp außerhalb der Grabanlage beerdigt (senkrecht, mit Leinentüchern umwickelt nach der Art eines mittelalterlichen Ritters [!]).

Tomba Brion
Via Brioni
31030 San Vito di Altivole

 

 

I would like to explain the Brion Cemetery…I consider this work, if you permit me, to be rather good and which will get better over time. I have tried to put some poetic imagination into it, though not in order to create poetic architecture but to make a certain kind of architecture that could emanate a sense of formal poetry….The place for the dead is a garden….I wanted to show some ways in which you could approach death in a social and civic way; and further what meaning there was in death, in the ephemerality of life – other than these shoe-boxes.” (Carlo Scarpa)