Kurzbesuch in Freiburg.
Die Freiburger genießen den Luxus eines werktäglichen Erzeugermarkts am Münster (Montag bis Freitag von 7:30 bis 13:30, samstags bis 14:00). Auf der Nordseite schöne Produkte vom Kaiserstuhl und dem Markgräflerland, und Imbissstände mit der berühmten Freiburger Langen Roten.
Auf der Südseite Kunsthandwerk, Delikatessen und Blumen.
Nicht zu vergessen Stefans Käsekuchen, famos über die Grenzen des Breisgau hinaus.
Abends gebummelt auf der Suche nach einem Restaurant, für eine Tapasbar im Studentenviertel entschieden: La Pepa (Moltkestr. 27).
Fast ausgebucht, kleine Warteschlange am Eingang, trotzdem freundlich und flink bedient worden von Laura, wie sich später herausstellt Ehefrau des spanischen Besitzers und: Italienerin.
Frittierte Garnelen im Filoteig, Papas arrugadas, eine sehr gute Ceviche und ein perfekt gebratener Oktopusarm sorgten für einen zufriedenen Abend. Und die Flasche des guten Rueda.
Ach, und zum Dessert eine Tarta de Santiago, ein Mandelkuchen, stilecht mit Malaga zum daraufgießen serviert.
Beim Verdauungsspaziergang eine Gruppe von Tango-Aficionados entdeckt, die einen stillgelegten Brunnen zum Ort der Begegnung umfunktioniert haben.
Abends in die Bar:
One Trick Pony (Oberlinden 8)
2018 von einem Fachmagazin in drei Kategorien für deren Bar Awards ausgezeichnet.
Für die Nichtraucher ein langer Tresen im Durchgangsbereich (warum kommt mir das Wort Schlauch in den Sinn?), mit gut sortiertem Barstock.
Hinten ein sehr großzügiger Raum für die Raucher, mit Galerie über zwei Etagen.
Die Getränkekarte im Comicstil (ganz witzig: Die Gincocktail-Hauskreation mit Basilikum wird von einem mit Lorbeerkranz verziertem Jörg Meyer präsentiert, kleine Hommage an die deutsche Barlegende und Schöpfer des Gin Basil Smash).
Wir bestellten einen eigentlich alkoholfreien Drink mit Roter Bete, aufgepeppt mit ein wenig Alkohol: Code Red mit Geist (12 Euro) und ein Boaty’s Back (Zitronengras-Rum, Wermut, Holunder, 11 Euro).
Schön gemacht, nettes Team, aber zu müde für einen zweiten Drink.
Am nächsten Tag nur sparsam gefrühstückt und zum Mittagessen in das
The Gramercy (Fischerau 28)
Moderne Einrichtung in hellen Grautönen.
Zum Aperitif einen sehr guten Vouvray von der Loire, Troglodyte von Alain Robert.
Als Vorspeise gab es Burrata mit Orangen.
Hoppla, kenne ich doch? Stimmt, ist ein Rezept von Ottolenghi, hatte ich im Oktober an dieser Stelle zubereitet. Nun, scheint ein gutes Rezept zu sein und war, wie erwartet, delikat abgestimmt.
Anstelle des Desserts für die Begleitung ein Zwischengang: Ravioli mit Ricotta und Salbei, sehr klassisch, aber hundert Prozent selbstgemacht und zartschmelzend aromatisch.
Hauptgang für mich Frikadellen, gegenüber Bäckchen, mit Fleisch von ein und demselben Rind, mit Kartoffelpüree und Gemüse. Tolles Fleisch mit einem leckeren Tropfen vom Kaiserstuhl, einem Spätburgunder vom Weingut Abril.
Zum Abschluss noch eine kleine Käseauswahl, das Mittagsmenü mit 3 Gängen kostete 35 Euro. Angemessen und empfehlenswert.
Sebastian Trefzer hat hier eine präzise Küchenleistung gezeigt, und die umsichtige Carolin Reichenbach im Service steuert ihren Teil dazu bei, um eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen.
Nur mittags geöffnet!
Eine kleine Abkühlung auf der Dachterrasse des Skajo (Kaiser-Joseph-Strasse 192), schöner Blick auf das Münster und über die Stadt.
Gut besucht, abends vermutlich ein wenig schicker als der Rest des fahrradfahrenden, rucksacktragenden Birkenstock-Freiburgs. Aber tagsüber ganz entspannt.
Nach einem kleinen Shopping-Rundgang (Gefahr! Kochbücher!)
auf einen kleinen Imbiss mit Getränk in den sehr zentral gelegenen Biergarten Feierling (Gerberau 46). Trubelig und wuselig, aber für ein erfrischendes Bier genau richtig.
Sprach ich neulich im Artikel über Florenz von aussterbenden Eisenwarenläden? Freiburg hat einen! Warum kann der existieren?
Hilfreich ist natürlich keine Ladenmiete zu zahlen, ich vermute dies ist hier der Fall. Und die gute Lage am Schwabentor, aber das alleine rettet keinen kleinen Einzelhändler. Abgesehen von dem umfangreichen Sortiment auf kleinstem Raum, von einzelnen Schrauben über Blumenerde, Gartengeräten hervorragender Qualität von der Schwarzwaldschmiede, bis zu an der Decke hängenden Fahrrädern ist es wohl der Service, der den Unterschied macht.
Der Inhaber versprüht eine umwerfend gute Laune, und nimmt sich die Zeit mit jedem zu plaudern, ohne geschwätzig zu sein.
Luitpold Bauer (Oberlinden 25)
Gen späteren Abend noch eine Ausstellung mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten besucht:
Two Degrees Celsius
Fotograf Tom Hegen
Veranstalter und Sponsor Markus Specht begleitete und erklärte uns das Konzept und die Entstehung des Projekts.
Tom Hegen fotografierte Luftbilder, aus dem Flugzeug und dem Helikopter, von abschmelzenden Eismassen in Island und der Antarktis.
Fotografien von betörender Schönheit, und ohne den mahnenden Zeigefinger zum gegenwärtig allgegenwärtigen Thema Klimaerwärmung zu erheben, liefern die Bilder einen erschreckenden Eindruck von der sich verschlechternden Situation des Eises an den Polen.
Dazu gibt es noch eine etwa halbstündige Multimediaschau.
https://www.scene-art-statement.com/
Noch bis zum 6. Juli zu sehen, eine Verlängerung ist aber schon geplant. Danach weitere Termine in verschiedenen deutschen Städten.