Charles Aznavour ist im Alter von 94 Jahren verstorben.
Hier in Frankreich trauert die ganze Nation, der Eiffelturm ist golden illuminiert, unter dem Turm eine Gedenkfeier mit seinen größten Chansons auf Großbildleinwand, kein Fernsehsender ohne mehrstündige (!) Dokuspecials und Talkshows mit Weggefährten.
Gebürtig in Paris als Kind armenischer Eltern hat er eine beispiellose Karriere hinter sich, mit mehr als 70 Jahren Bühnenpräsenz.
Wie nun „Le grand Charles“ mit einem Gericht ehren?
Vielleicht mit einer Magnumflasche Champagner, die er in „Sur la Table“ besingt?
„Attablé seul devant ta place inoccupée
J’ai mangé le caviar sur les toasts beurrés
J’ai mangé
Le pain bis, les hors d’oeuvres variés
J’ai mangé le faisan rôti sur canapé
J’ai vidé le magnum de champagne frappé
Éclairé par quatre bougies allumées
Sur la table“
Doch da kommt der Wirt seines Lieblingsbistrots in Les Baux-de-Provence ins Spiel, dem Nachbarort seines Domizils in den Alpilles, und verrät was Aznavours Lieblingsspeisen dort waren: „Un agneau grillé et un Baba au rhum.“
Nun, dann wird hier ausnahmsweise gebacken!
Und wenn schon, dann nach einem Rezept von Monsieur Paul Bocuse, einem weiteren dieses Jahr Verstorbenen.
Baba au rhum
Für den Teig:
500g Mehl
15g Hefe
100ml Milch
10g Salz
7-8 Eier
25g Zucker
250g Butter
50g Sultaninen
50g Korinthen
Für den Sirup:
680g Zucker
1l Wasser
250ml Rum
250g Mehl in eine Schüssel sieben. Die Hefe in der warmen Milch auflösen, nach und nach zu dem Mehl geben und zu einem etwas weichen Teig verarbeiten. Die übrigen 250g Mehl darübersieben, mit dem Salz bestreuen und an einem warmen Platz abgedeckt gehen lassen. Wenn der Vorteig das bedeckende Mehl hochgehoben hat, 3 Eier hinzufügen und kräftig knetend vermischen. Der Teig soll fest und elastisch werden, und sich schließlich leicht von den Händen lösen. Jetzt nach und nach 4 bis 5 weitere Eier hineinarbeiten, dabei den Teig immer wieder hochheben und „luftig machen“.
Zum Schluss den Zucker, Rosinen und Korinthen hineinmischen und die weiche Butter in kleinen Stücken einarbeiten. Mit einem Tuch bedecken und an einem warmen Ort 10 Stunden gehen lassen.
Nach 5 Stunden den Teig abschlagen, damit Luft entweichen kann.
Wenn der Teig vollkommen gegangen ist, ein weiteres Mal abschlagen, bis er wieder in sich zusammen fällt.
Den Teig in kleine, ausgebutterte Savarinformen füllen, etwa zu 2/3 der Höhe. Falls keine Savarinformen vorhanden sind, eine große Ringform nehmen und die Babas nachher als Stücke abschneiden.
Von außen an die Formen schlagen, damit sich der Teig gut setzt und keine Luft darin verbleibt.
Zugedeckt nochmals gehen lassen, bis der Teig die Form fast ausfüllt. Bei mittlerer Hitze in den Ofen schieben und die Savarinformen etwa 12 bis 15 Minuten, die große Ringform etwa 20 bis 25 Minuten backen.
Auf ein Kuchengitter stürzen und beiseite stellen.
Zucker und Wasser in einem Topf, der etwas größer sein muss als die Savarinformen, einige Minuten lang kochend auflösen. Vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen. Den Rum einrühren und die Babas in den noch warmen Sirup eine Minute eintauchen. Herausheben und auf ein über einen tiefen Teller gestelltes Kuchengitter legen.
Mit einigen El Sirup begießen, damit sich der Kuchen schön vollsaugt. Zum Schluss noch 1 El Rum darübergeben.
Ach ja, am Rum nicht sparen! Es muss keine 18 Jahre gelagerte Einzelfassabfüllung sein, aber doch bitte auch keinen Stroh-Rum. Denn wir wie wir alle wissen ist dies ja gar kein echter Rum, sondern eine Mischung aus Wasser, Ethylalkohol, Aromen und Farbstoffen. Immerhin muss der Alkohol seit 1999 aus Zuckerrohr gewonnen werden.
Also irgendwas dazwischen, gerne schwer und dunkel, vielleicht Gosling’s Black Seal, Plantation Black Cask, oder El Dorado 12.
Welche Untermalung würde hierzu nun passen, einer von seinen über tausend gesungenen Chansons? Nun, nebenbei hat er auch in über 70 Filmen mitgespielt, darunter auch in „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff. Für mich wird er aber immer in Erinnerung bleiben als Charlie, der „schüchterne“ Pianist in François Truffauts Film „Tirez sur le pianiste“ (Schiessen Sie auf den Pianisten).
Edit: Oder natürlich Arte Mediathek, 7 Tage verfügbar ab 7.10:
Schiessen Sie auf den Pianisten
Suchen die doch tatsächlich denselben Film aus wie ich.